Bausparen hat weiter Konjunktur

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Die Wende am Zinsmarkt führt dazu, dass sich immer mehr Bau-und Kaufwillige für einen Bausparvertrag zur Finanzierung ihrer Immobilie interessieren. Die Branche verzeichnet seit Monaten einen Anstieg der Neuabschlüsse. Auch die Bausparsumme aller neuen Verträge ist im Viermonatsvergleich um knapp 14 Prozent gestiegen (Stand Ende April 2022). Im Jahr 2021 lag die Bausparsumme von Neuverträgen bei knapp 73 Milliarden Euro bei einem Bestandsvolumen von rund 913 Milliarden.

Die Grundidee des Bausparens beruht auf dem Prinzip Solidarität, wie der Verband der Privaten Bausparkassen erklärt: „Menschen schließen sich zusammen und zahlen in einen gemeinsamen Geldtopf ein. Will jemand bauen, bekommt er aus diesem Geldtopf ein Darlehen. Die Tilgung des Darlehens fließt wieder in den Geldtopf. So entsteht ein geschlossener und vom Kapitalmarkt unabhängiger Kreislauf.“

In der Praxis sieht das so aus: Als Bausparer zahlen Sie in der Sparphase jeden Monat einen festen Betrag auf Ihr Bausparkonto ein, üblicherweise sind das drei oder vier Promille der zuvor vereinbarten Bausparsumme. Auf das Ersparte erhalten Sie Zinsen. Sobald ungefähr die Hälfte dieser Summe angespart ist, haben Sie über den restlichen Betrag die Option auf ein Bauspardarlehen (Bonität vorausgesetzt). Das Darlehen wird gemeinsam mit dem angesparten Guthaben ausgezahlt und kann zum Beispiel für die Finanzierung eines Eigenheims genutzt werden.

In der anschließenden Darlehensphase tilgen Sie mit einer festen monatlichen Rate den Bausparkredit – zum bei Vertragsabschluss festgelegten Zinssatz.

Mit sieben Schritten in die eigenen vier Wände

1) Eigenkapital berechnen
Die Höhe des Eigenkapitals hat Einfluss auf die Gesamtfinanzierung. 20 bis 25 Prozent der Bausumme inklusive Nebenkosten sind zu empfehlen. Die Nebenkosten, bezogen auf den Bau-bzw. Kaufpreis, können den Finanzierungsbedarf um ca. 15 Prozent erhöhen. Dazu zählen etwa Steuern und Gebühren.

2) Monatliche Belastbarkeit ermitteln
Ganz wichtig: Wie hoch darf meine monatliche finanzielle Belastung durch den Immobilienkredit sein? Sie sollten diese Frage lieber etwas vorsichtiger beantworten, als Ihre finanziellen Möglichkeiten zu optimistisch einzuschätzen. Tipp: Durch einen finanziellen Puffer können Sie auch bei unvorhersehbaren Entwicklungen flexibel bleiben.

Illustration: C3 Visual Lab

3) Experten zu Rate ziehen
Beziehen Sie einen Finanzierungsberater in Ihre Pläne mit ein. Er kann Ihnen aktuelle Finanzierungsbedingungen und Finanzierungsmöglichkeiten für Ihr Vorhaben aufzeigen. Am Ende steht die Antwort auf die Frage, wie viel Haus Sie sich leisten können.

4) Wunschliste aufstellen
Jetzt, da Sie Ihr Finanzlimit kennen, stellen Sie eine Liste zusammen: Welche Art Haus soll es sein – Fertig-oder Massivbau? Wie viel Platz soll es haben? Wie viel Komfort soll es bieten? Wo soll es sich befinden – in der Stadt, im Speckgürtel, auf dem Land?

5) Immobilie finden
Sondieren Sie den Markt nach Neubauprojekten, die für Sie infrage kommen. Suchen Sie nach baureifen Grundstücken für ein Eigen-heim, die zu Ihrem Budget passen könnten. Tipp: Wenn Sie ein Grundstück kaufen und separat ein Haus darauf bauen, fällt die Grunderwerbsteuer geringer aus. Verschaffen Sie sich einen Überblick über Hausanbieter und Preise.

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6) Finanzierung sichern
Schließen Sie eine Finanzierung ab. Vergleichen Sie davor ruhig mehrere Angebote. Die Höhe des Zinssatzes sollte bei der Entscheidung ein wichtiges Kriterium sein – aber nicht das einzige. Eine Finanzierung sollte sicher und zugleich flexibel sein.

7) Immobilie kaufen
Mit der Finanzierungszusage können Sie den Kaufvertrag unterschreiben bzw. den Bauauftrag erteilen. Der Kaufvertrag muss im Beisein von Käufer und Verkäufer notariell beurkundet werden. Der Abschluss ist nur mit notariell beglaubigtem Kaufvertrag rechtskräftig. Der Notar kümmert sich auch um den Eintrag beim Grundbuchamt.

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Bausparsofortdarlehen: Für alle, die sofort ins Eigenheim investieren möchten

Bei einem Bausparsofortdarlehen, auch Vorfinanzierungsdarlehen genannt, erhalten Sie die gewünschte Finanzierungssumme und zugleich die Zinsabsicherung durch einen Bausparvertrag. Wir erklären Ihnen das Finanzierungsmodell:

Phase 1) Zinsen zahlen und Geld ansparen

In Phase 1 zahlen Sie in einer monatlich festen Rate Zinsen für das Sofortdarlehen und einen Sparbetrag auf Ihren Bausparvertrag ein. Das heißt, in fidieser Phase findet keine Tilgung des Sofortdarlehens statt.

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Auszahlung des Vorfinanzierungsdarlehens: Von der Bausparkasse erhalten Sie – Bonität vorausgesetzt – den für den Kauf benötigten Darlehensbetrag (zum Beispiel 200.000 Euro) zu einem festen Zinssatz sofort ausgezahlt. Die Laufzeit beträgt bis zu 20 Jahre. Zugleich schließen Sie einen Bausparvertrag mit einer Bausparsumme in gleicher Höhe ab.

Gut zu wissen: Das Beispiel ist eine Modellrechnung. Was Sie auch bei dieser Finanzierungsform mitbringen sollten, sind ca. 20 Prozent Eigenkapital.

Phase 2) Sofortdarlehen ablesen und Bauspardarlehen tilgen

Sobald der Bausparvertrag zuteilungsreif ist, erhalten Sie die Bausparsumme. Der Zeitpunkt sollte mit der Fälligkeit des Sofortdarlehens abgestimmt sein, das Sie mit der Bausparsumme aus Sparguthaben und Bauspardarlehen ablösen. Von nun an zahlen Sie mit einer Rate Zinsen und Tilgung des Bauspardarlehens. Durch den bei Abschluss des Bausparvertrags festgelegten Zinssatz sind Sie über die gesamte Laufzeit Ihrer Finanzierung gegen Zinsschwankungen abgesichert.

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Rückzahlung des Bauspardarlehens: Mit Ihrem Bausparvertrag haben Sie nun 80.000 Euro angespart. Dadurch reduziert sich die Höhe des Baudarlehens, das Sie nun zu tilgen beginnen, von 200.000 Euro auf 120.000 Euro. Die Summe zahlen Sie über einen festgelegten Zeitraum mit einer festen monatlichen Rate zurück.

 

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