Wasser aus den Wolken: So sammeln Sie Regenwasser

Regenwasser muss nicht ungenutzt in der Erde versickern. Mit einer unterirdischen Zisterne können Sie das Wasser sammeln und damit Ihren Garten bewässern, Wäsche waschen oder die Toilette spülen. Wir zeigen Ihnen die verschiedenen Möglichkeiten und geben Ihnen wertvolle Tipps für die Installation von Regenwasseranlagen.

Durchschnittlich 60 Liter pro Quadratmeter: So viel Regen fiel deutschlandweit im Januar 2022. Warum sollte man diesen nicht auffangen? Das gewährleistet eine Reserve für die Gartenbewässerung in Trockenperioden, schont den Grundwasservorrat und senkt die Wasserkosten. Die Pflanzen im Garten freuen sich über das natürliche Gießwasser, denn im Gegensatz zu Leitungswasser hat Regenwasser einen geringeren Härtegrad und ist frei von Kalk und Chlor. Ausgeklügelte Systeme können das Regenwasser sogar in den Hauskreislauf weiterleiten und damit die Waschmaschine und die Toiletten versorgen.

Das Prinzip einer unterirdischen Zisterne ist simpel: Das Regenwasser wird in den Dachrinnen aufgefangen und fließt durch ein Fallrohr zur Regenwasseranlage. Dort wird es vorgefiltert und in einem großen Behälter aus Kunststoff oder Beton gesammelt. Von hier aus fließt das Wasser durch Leitungen, die unter der Erde liegen, weiter zu einer Entnahmestelle, zum Beispiel zum Gartenwasserhahn oder in den Hauskreislauf.

So integrieren Sie eine Zisterne in den Wasserkreislauf

Mit einer unterirdischen Zisterne  können Sie Regenwasser über einen längeren Zeitraum vorhalten und dann entnehmen, wann Sie es brauchen.

Illustration: C3 Visual Lab

1.     Das Regenwasser fließt von den Dachflächen über die Dachrinnen durch ein Fallrohr weiter zum unterirdischen Tank. 

2.     Die Anschlussstelle für die Wassertechnik und das vorgelagerte Filtersystem befinden sich im sogenannten Domschacht. Der Filter hält groben Schmutz wie Blätter, Äste und Insekten zurück. Da sich der Filter direkt unter der Abdeckung befindet, lässt er sich leicht herausnehmen und händisch säubern. 

3.     Im Tank sammelt sich das Regenwasser. Je nach Hersteller und Modell haben Zisternen ein Fassungsvermögen zwischen einigen Hundert und mehreren Tausend Litern. 

4.     Die meisten Zisternen haben ein Überlaufventil, damit das Wasser bei starkem Regen in einen Sickerschacht oder das Abwassersystem abgeleitet wird. 

5.     Es gibt verschiedene Pumpsysteme. Tauchdruckpumpen liefern einen konstanten Druck und sind ideal für die Bewässerung im Garten geeignet, zum Beispiel mit dem Gartenschlauch. Bei einer „schwimmenden Entnahme“ saugt die Pumpe die Flüssigkeit knapp unter der Wasseroberfläche an. 

6.     Wenn Sie die Zisterne zur Gartenbewässerung verwenden, wird das Regenwasser zur Entnahmestelle im Garten gepumpt. Wollen Sie das Wasser auch im Haus nutzen? Dann ist ein stationäres Hauswasserwerk notwendig, das meist im Keller platziert ist. Es schaltet sich automatisch ein, sobald im Badezimmer eine Spülung betätigt wird. 

So kommt die Kunststoffzisterne in Ihren Garten

Für die Installation solcher Regenwasseranlagen sind zwar Fachkenntnisse erforderlich, aber Sie können als Laie an einigen Stellen mit anpacken. Wir zeigen Ihnen Schritt für Schritt, wie eine Kunststoffzisterne ins Erdreich kommt. 

1.     Die Grube anlegen: Stellen Sie vor dem Ausheben der Grube sicher, dass im Erdboden keine Leitungen oder Rohre verlaufen. Für die Tiefe der Grube gilt folgende Formel: Höhe der Zisterne + Höhe des Domschachts + 20 Zentimeter für die Drainageschicht. Wenn Sie sich die mehrtägige Arbeit mit dem Spaten sparen wollen, mieten Sie einen kleinen Bagger an. Illustration: C3 Visual Lab
2.     Die Grube prüfen: Prüfen Sie die Grube gewissenhaft und schauen Sie, ob die Maße stimmen. Falls es noch Unebenheiten im Boden gibt, können Sie diese mit dem Spaten ebnen. In der Grube sollte so viel Platz vorhanden sein, dass man sich später zwischen der Zisterne und der Grubenwand frei bewegen kann. Illustration: C3 Visual Lab
3.     Drainage anlegen: Füllen Sie eine etwa 20 Zentimeter hohe Kiesschicht in die Baugrube, um die Drainage zu legen. Prüfen Sie mit der Wasserwaage, ob das geebnete, verdichtete Kiesbett eine horizontale Ausrichtung hat. Illustration: C3 Visual Lab
4.     Der Tank ins Loch: Die Kunststoffzisterne können Sie mit einigen Helfern selbst in Ihren Garten tragen und ins Erdloch setzen, da sie ein geringes Eigengewicht hat. Fädeln Sie mehrere Tragegurte durch die Ösen und lassen Sie den Tank langsam ins Loch hinab. Als kleines Hilfsmittel dienen schräg aufgestellte Bretter, damit die Zisterne besser nach unten rutscht. Illustration C3 Visual Lab
5.     Pumpe installieren und Rohre verlegen: Falls Sie kein Experte sind, muss spätestens jetzt der Handwerker ran, denn nun geht es an die Installation der Pumpe und das Verlegen der Rohre. Der Schlauch, aus dem das saubere Wasser später fließen soll, wird am Anschlussstutzen der Pumpe befestigt. Anschließend wird die Pumpe mit einer Schnur vorsichtig in die leere Zisterne hinabgelassen. Stromkabel und Pumpschlauch werden aus dem Inneren des Behälters durch die Versorgungsöffnung nach außen geführt. Illustration: C3 Visual Lab
6.     Zu- und Ablauf anschließen: Jetzt folgen alle Anschlüsse für den Zulauf und den Ablauf: In diesem Schritt wird beispielsweise das Überlaufventil der Zisterne mit einem Versickerungsschacht oder einem Regenwasserkanal verbunden. Bei der Haushaltsnutzung sind weitere Rohrleitungen nötig, um den Behälter an das Hauswasserwerk im Keller anzuschließen. Illustration: C3 Visual Lab
7.     Die Grube schließen:Für einen stabileren Stand befüllen Sie die Zisterne zu einem Drittel mit Wasser, danach schütten Sie das Loch mit Kies zu und verdichten es lageweise, bis nur noch der Domschacht freiliegt. Die letzten Verrohrungen für den Entnahmeschlauch und den Stromanschluss werden gelegt. Illustration: Visual Lab
8.     Der Feinschliff Im letzten Schritt kommt auf den Kies eine zusätzliche Erdschicht, damit die Wände des Domschachts vollständig verschwunden sind. Darauf kommt entweder Rollrasen oder neue Rasensaat. Das Ergebnis: Mit Ausnahme des Deckels ist nichts mehr von der Zisterne zu sehen. Illustration: C3 Visual Lab

Die 6 wichtigsten Fragen auf einen Blick

1. Wann steht die erste Reinigung der Regenwasseranlage an? 

Ein mehrstufiges Filtersystem hält die Zisterne nach der Installation sauber. Der große Filter am Wassereinlauf hält groben Schmutz zurück. Kleinere Schmutzpartikel bilden am Boden eine Sedimentschicht. Deshalb bleibt das Wasser im oberen Teil klar, am saubersten ist es unter der Wasseroberfläche. Zudem reinigen Mikroorganismen das Wasser und verbessern dessen Qualität. Die Reinigung fällt nach fünf bis zehn Jahren an, wenn die Sedimentschicht dicker als zehn Zentimeter ist. 

2. Kann ich die Zisterne selbst reinigen? 

Aus Sicherheitsgründen sollten Sie unbedingt einen Experten beauftragen, denn für eine sorgfältige Reinigung muss die Flüssigkeit abgepumpt und die Zisterne von innen betreten werden. Die Schlammschicht am Boden lässt sich beispielsweise mit einem Hochdruckreiniger entfernen. Alternativ kann man den Schlamm bei niedrigem Wasserstand auch mit einem Spaten lösen, danach pumpt eine Wasserschmutzpumpe das Wasser-Schlamm-Gemisch ab. 

3. Ist es schlimm, wenn die Zisterne bei starkem Regen überläuft? 

Ein Überlaufen hält den Beälter sauber. Dabei werden leichte Feinstoffe wie Blütenpollen ausgeschwemmt, die sich auf der Wasseroberfläche gesammelt haben. Darum sind kleinere Modelle für Ihre Regenwasseranlage besser, wenn Sie zwischen zwei Größen schwanken. 

4. Wie finde ich die passende Größe? 

Diese richtet sich nach der Niederschlagsmenge vor Ort, den Dachflächen, dem Dachtyp und der Verwendung des Regenwassers. Das ideale Fassungsvolumen berechnet Ihnen ein Profi. Sie möchten vorab Ihren Wasserverbrauch für die Gartenbewässerung prüfen? Notieren Sie vor und nach einer Gießrunde den Wasserzählerstand. Sie entnehmen Grundwasser aus einem Brunnen? Stoppen Sie, wie viel Zeit Sie brauchen, um mit dem Gartenschlauch einen 10-Liter-Kübel zu befüllen. Danach beginnen Sie Ihre gewohnte Gießrunde und halten auch dabei die Zeit fest. Das Ergebnis verrät, wie viele 10-Liter-Kübel Sie ungefähr leergemacht hätten. 

5. Brauche ich eine Baugenehmigung? 

In der Regel brauchen Sie für Modelle mit einer Größe bis zu 50 Kubikmeter keine Genehmigung, solange nur der Garten bewässert wird. Soll das Regenwasser für die Waschmaschine oder die Toilette verwendet werden, ist je nach Bundesland eine Anmeldung beim örtlichen Bauamt, bei der Wasserbehörde oder beim Gesundheitsamt erforderlich. 

 6. Kann ich das Wasser nach Belieben im Haushalt verwenden? 

In Deutschland schützen strenge Vorschriften das Trinkwasser. So ist es untersagt, ohne behördliche Erlaubnis „fremdes“ Regenwasser in den Hauskreislauf einzubringen. Für die Hausnutzung müssen Sie ein separates Leitungsnetz mit eindeutig gekennzeichneten Leitungen installieren, damit es nicht zum Zusammenfluss von Regenund Trinkwasser kommt. Neben einer vorschriftsmäßigen Installation müssen Regenwasseranlagen für den Haushalt regelmäßig gewartet und überprüft werden. In den meisten Fällen lohnt sich das zweite Leitungssystem nur, wenn Sie Ihre Immobilie komplett sanieren oder ein neues Haus bauen.

Regenwassersammlung: Welche Möglichkeiten gibt es? 

Schon die alten Römer haben große Behälter gebaut und darin Regenwasser gesammelt. Sprichwörtlich führen alle Wege nach Rom, darum zeigen wir Ihnen verschiedene Möglichkeiten, um Regenwasser zu sammeln und bares Geld zu sparen.

Foto: GreenLife GmbH

REGENTONNE 

■ Geeignet für: kleine Gärten
■ Volumen: circa 100 bis 500 Liter
■ Wasserauslass: Schöpfen, Regenfasspumpe, Auslaufhahn
■ Transport in den Garten: händisch möglich
■ Installation: Auf ein Podest stellen. Anschluss an das Fallrohr mit einem Regensammler, der auch groben Schmutz filtert und einen Überlaufstopp haben kann
■ Ort: windgeschützt und schattig, direkte Sonneneinstrahlung kann Kunststoff porös machen
■ Pflege: vor starkem Frost entleeren, da meist nicht winterfest
■ Vor- und Nachteile: Regentonnen sind preiswert und können selbst angeschlossen werden. Durch die Speicherkapazität sind sie in Trockenperioden häufig leer. 

Kosten: ab 20 Euro 

Gut zu wissen: Ein Deckel verhindert, dass Laub, Insekten oder gar größere Tiere in die Tonne fallen.

Foto: Bernd Hader/Die Regensammler

BETONZISTERNEN 

 Geeignet für: Gartenbewässerung, Haushalt
 Volumen: circa 2.000 bis 10.000 Liter, auch größer
 Wasserauslass: Tauchdruckpumpe
 Transport in den Garten: Schwerlasttransporter, Ladekran
 Installation: Nach dem Ausheben der Baugrube setzt ein Ladekran das Gefäß ins Erdreich. Aufwand für Pumpenanschluss und Rohrverlegung mit Kunststoffzisterne vergleichbar.
 Ort: unter der Erde, hohe Gewichtsbelastung möglich, z. B. bei einer Hofeinfahrt
 Pflege: alle fünf bis zehn Jahre reinigen
 Vor- und Nachteile: Im Gegensatz zu Kunststoff ist Beton auftriebssicher: Der leere Behälter kann bei hohem Grundwasserspiegel nicht aufsteigen. Nachteil: Aufwendige und kostenintensive Baumaßnahmen, die im Garten schwere Schäden verursachen. Ideal ist der Einbau zu Beginn eines Hausbaus. 

Kosten: Basis ab circa 1.500 Euro plus Kosten für Bodenaushub, Anlieferung mit Schwerlasttransporter, Einbau, Anschluss und Zubehör. 

Gut zu wissen: Betonzisternen halten mehrere Jahrzehnte. Die Garantie beträgt je nach Hersteller mindestens 15 bis 20 Jahre. 

Foto: Otto Graf GmbH/4rain.com

KUNSTSTOFFZISTERNEN 

■ Geeignet für: Gartenbewässerung, Haushalt
 Volumen: meist circa 500 bis 8.000 Liter, auch größer
 Wasserauslass: Schlauchanschluss im Deckel, Tauchdruckpumpe, Saugpumpe
 Transport in den Garten: händisch möglich
 Installation: Erdloch graben, Kunststoffbehälter einsetzen, mit Kies zuschütten. Rohrverlegung und Anschluss an die Haus- und Gartenleitungen erfordern Fachwissen.
 Pflege: alle fünf bis zehn Jahre reinigen
 Vor- und Nachteile: Das Wasser kann im Erdreich nicht gefrieren. Außerdem: geringes Eigengewicht, kommt ohne schwere Maschinen in den Garten. Die Verlegung von Wasserrohren und Stromkabeln ist Profisache. 

Kosten: Komplettpaket mit Filter und Pumpe ab circa 1.000 Euro plus Kosten für Bodenaushub, Einbau und Anschluss 

Gut zu wissen: Es gibt spezielle Kunststoff-Flachtanks mit geringerem Fassungsvermögen, die aber wegen der niedrigen Einbautiefe nicht frostsicher sind. 

Foto Header / oben: iStock

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