Angesichts der grenzenlosen Auswahl an Formen, Farben und Materialien sind Sie gerade etwas ratlos, wie Ihr neuer Gartenzaun aussehen soll? Seien Sie getrost, damit sind Sie nicht allein. Die Herkulesaufgabe Zaun kennen alle, jeder Eigenheimbesitzer muss sie meistern, denn in Deutschland herrscht Zaunpflicht.
Grundstückszaun: Uneinheitliche Gesetze
Die meisten Bundesländer ordnen die Pflicht zur Einfriedung von Grundstücken in ihren Nachbarrechtsgesetzen an, in der Annahme, dass der Zaun nachbarschaftlichen Streit verhindert und widerstreitende Interessen ausgleicht. Der Zaun muss ortsüblich aussehen und ästhetisch zumutbar sein.
Die Höhe regeln die einzelnen Bundesländer unterschiedlich: In Berlin sind beispielsweise 1,20 Meter vorgeschrieben, in Sachsen-Anhalt müssen es zwei Meter sein. Dann erst erfüllt er seinen Zweck: Er schenkt Sicherheit, indem er unerwünschte Besucher fernhält, Kleinkinder und Haustiere nicht unbemerkt vom Grundstück lässt und vor Wind, Lärm und Sichtschutz bietet.
Am Zaun wird’s lebendig
So ein Zaun ist aber noch viel mehr: Er ist Visitenkarte und Statement zugleich. Auf ihn fallen die ersten Blicke von Nachbarn und Besuchern. Dabei kann er durchaus meinungsbildend sein. Ob die anderen Sie beispielsweise für scheu, offenherzig oder protzig halten, entscheidet sich zunächst an der Grundstücksgrenze. Und nicht zuletzt ist der Zaun Tatort. An ihm wird’s lebendig, hier menschelt es. Im positiven wie im negativen Sinn.
So bekennt in einer Umfrage des Immobilienportals immowelt jeder Dritte, am Gartenzaun laut geworden zu sein, weil er sich von seinem Nachbarn belästigt fühlte. Jeder Neunte gab an, den Nebenmann schon einmal bei der Polizei angezeigt zu haben, und fünf Prozent hielten sogar die Selbstjustiz für ein probates Mittel. Dass sich die Menschen am Gartenzaun zanken, dass hier kuriose oder nervenaufreibende Geschichten passieren, davon wusste schon der Dichter Friedrich Schiller zu berichten: „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“
Streit an der Grundstücksgrenze
Mal wird an deutschen Gartenzäunen über den Knallerbsenstrauch gestritten, der den nachbarlichen Maschendrahtzaun zerstört. Mal geht es um den Pudel, der mit Vorliebe den niedrigen Zaun überspringt und die Beete und Pflanzen des Nachbarn zerrupft, bis dieser den armen Hund mit einer Rasiermaschine stutzt. Und wieder anderswo stören die ungehörigen Gartenzwerge des einen das ästhetische Empfinden des anderen, bis das Gericht entscheidet, dass der Zwerg mit dem blanken Po in den Keller gehört.
Diese wahren Begebenheiten zeigen: Die Wahl des Gartenzauns ist keine Kleinigkeit, die Zaunart will mit Bedacht gewählt sein. Es braucht den Überblick über die wichtigsten Modelle, um unter Hunderten den zu wählen, der Sie froh macht.
Der durchsichtige Zaun
Das Wichtigste vorweg: Im Prinzip gibt es drei Kategorien von Zäunen – den durchsichtigen, den dekorativen und den sichtschützenden. Der durchsichtige Zaun ermöglicht es, die Nachbarn zu sehen und mit ihnen zu sprechen. Er passt zu Ihnen, wenn Sie ein offener, wohlwollender Mensch sind, der grundsätzlich denkt: „Die Neugier der anderen finde ich gut, das kenne ich von mir selbst.“
Der Doppelstabmattenzaun macht das zum Beispiel möglich. Das ist ein robuster und langlebiger Metallzaun aus waagerechten und senkrechten Stäben, die miteinander zu einem stabilen Gitter verschweißt sind. Sie brauchen ihn nicht zu pflegen oder nachzuspannen, er bleibt stabil. Er lässt sich in Eigenregie unkompliziert aufbauen.
Wenn Sie ein praktischer Typ sind, der keine Lust auf Experimente hat und lieber auf Nummer sicher geht, dann ist dieser Zaun die richtige Wahl. Er ist der beliebteste und meistverkaufte im Land. Sollte Ihnen hingegen der rustikale, natürliche und geerdete Zaun mehr zusagen, könnten Sie mit einem Staketenzaun glücklich werden. Meist aus Kastanienholz gefertigt, besteht er aus mehreren Holzlatten, die mit einem Draht oder einer Schnur verbunden sind und in circa fünf Zentimeter Abstand zueinander im Boden versenkt werden. Sollten Sie einen Bauern- oder Naturgarten haben, ist das der perfekte Zaun dafür – eindrucksvoll, ökologisch und individuell.
Der dekorative Zaun
Ein Zaun dieser Art ist ein echter Blickfang. Er verschönert Haus und Garten und steht gleichzeitig für sich allein – er ist Kunst, verspielt oder zeitlos elegant. Dieses Modell passt zu Ihnen, wenn Sie der Form grundsätzlich den gleichen Wert beimessen wie der Funktion. Denn dieser Zaun sendet Nachbarn die Botschaft: „Schau dich gerne um, mein Garten und ich sind zum Bewundern da.“
Wer es eher extravagant, robust, rostfrei, pflegeleicht und wetterfest mag, entscheidet sich für den pulverbeschichteten, feuerverzinkten Schmuckzaun aus Aluminium, verziert mit allerlei kunstvollen Ornamenten: von Kugeln bis Spitzen, von Schmetterlingen bis Spatzen. Dieser Zaun ist die richtige Wahl, wenn Sie es lieben, Funktionalität und Luxus auf brillante Weise verbunden zu sehen.
Der Jägerzaun hingegen ist die traditionelle Variante, aber deshalb nicht langweilig. Mit seinem Rautenmuster, seinen kreuzweise vernagelten Zaunlatten und seinen halbierten Rundhölzern stellt er eine wirkungsvolle Grenzziehung dar. Dieser Zaun passt zu Ihnen, wenn Sie einen lichtoffenen, natürlichen und klassischen Zaun wünschen.
Der sichtschützende Zaun
Ein blickdichter Zaun schenkt Ihnen ungestörte Privatsphäre durch maximalen Sichtschutz. Mit ihm wird Ihr Grundstück zum ruhevollen Idyll und zu einer Oase der Ungestörtheit: Wenn Sie gerade mit niemandem sprechen möchten oder mit Sicherheit ungesehen bleiben möchten – dieser Zaun sorgt dafür. Ein Beispiel dafür ist der WPC-Brettzaun. WPC steht für Wood Plastic Composite: Dieser ausgewogene Materialmix aus Kunststoff und Holz macht diesen Zaun wetterfest, pflegeleicht, langlebig und umweltfreundlich, denn das Material ist zu 100 Prozent recycelbar. Die Optik ist vergleichbar mit dem natürlichen Charme klassischer Gartenzäune aus purem Holz.
Das ist Ihnen bisher alles zu unspektakulär? Dann ist der stabile, variable, blickdichte und einfach zu handhabende Gabionenzaun der richtige für Sie. Gabionen sind steingefüllte Drahtkörbe, die es in individuell anpassbaren Formen gibt – von rechteckig über quadratisch bis gebogen. Diese Begrenzung überzeugt durch maximale Stabilität, höchste Witterungsbeständigkeit und Langlebigkeit. Das Beste daran: Die Bauteile lassen sich schnell und fast ohne Werkzeug zur einer Gabionenwand aufbauen. Somit wird er zur Alternative zur Steinoder Betonwand. Sie haben es in der Hand, die richtige Wahl zu treffen.
Es gibt Zäune, die schaffen sogar Liebe, wie dieses echte Beispiel aus Bayern zeigt: Babsi und Rudi lernten sich über den Maschendrahtzaun hinweg kennen. Dieser trennte die Gärten und gab doch den Blick füreinander frei. Erst plauderten sie über das Wetter, die Süßkartoffeln und das Unkraut, später tauschten sie Eier und Milch, schließlich ließ Rudi für Babsi Kletterrosen am Zaun wachsen und für sich Wein. Heute steht kein Zaun mehr zwischen ihnen. Rudi wohnt bei Babsi, aus zwei Grundstücken haben sie eines gemacht.
Newcomer WPC-Zaun
Wie der Sichtschutzzaun aus dem naturfaserverstärkten Kunststoff WPC erfreut sich auch der Naturzaun aus geflochtenen Weiden-, Kastanien- oder Haselnussruten großer Beliebtheit. Besonders Liebhaber einer naturnahen Optik mit Wohlfühlatmosphäre sehen seine Vorteile: Er fügt sich harmonisch in den Garten ein, ist nahezu blickdicht, seine witterungsbeständigen Ruten sind robust und langlebig. Zudem ist der Zaun sehr günstig, als Rankhilfe geeignet und nicht zuletzt ein ressourcenschonendes Naturprodukt.
Material
Sobald Sie wissen, wie Ihr Zaun wirken soll, wählen Sie das entsprechende Material. Holz ist ökologisch und wirkt gemütlich. Der naturfaserverstärkte Kunststoff WPC ist pflflegefrei und wirkt natürlich; Metall dagegen edel, stabil und schmuck. Beton ist 100 Prozent blickdicht und wirkt stark. Steine wirken exklusiv und repräsentativ, Glas stylisch und unaufdringlich.
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