Herr Gründinger, was bringt es mir, eine Photovoltaikanlage zu mieten, anstatt sie zu kaufen?
Der Vorteil beim Mieten liegt nicht beim Gesamtpreis, denn der ist in etwa der gleiche. Jedoch können sich auf diese Weise auch Menschen eine Photovoltaikanlage leisten, die lieber eine kleinere Mietgebühr bezahlen, als einen größeren Kredit aufzunehmen. Denn diesen brauchen sie in der Regel, um sich eine Photovoltaikanlage leisten zu können. Durch die feste Mietgebühr bei einem Anbieter wie Enpal, entfällt auch der Grundbucheintrag der Bank, den diese häufig zur Absicherung ihres Kredits vornimmt. Zudem ist das Mieten für Menschen in jedem Lebensabschnitt interessant, denn es gibt bei Enpal keine Altersbeschränkung. Und die gemietete Anlage kann im Übrigen auch weitervererbt werden.
Welche Leistungen sind in der Miete inbegriffen? Was ist mit Reparaturarbeiten oder der Versicherung?
Wir kümmern uns um alles, was die Anlage betrifft. So eine Anlage stellen Sie sich ja nicht aufs Dach und dann funktioniert sie für immer tadellos. In der Regel geht verschleißbedingt nach zehn Jahren der Wechselrichter kaputt und nach gut 15 Jahren sinkt der Speicher unter eine bestimmte Leistung. Das ist ganz normal. Dann schauen unsere Servicekräfte bei Ihnen vorbei und kümmern sich darum. Reparatur- und Wartungsarbeiten kosten bei uns nichts extra. Auch die Versicherung ist inklusive und bietet einen umfassenden Schutz: Selbst Starkwetterereignisse wie extremer Hagelschlag und Jahrhundertstürme sind abgesichert.
Wonach richtet sich der Mietpreis?
Hierfür ist vor allem die Kilowattleistung der Anlage maßgeblich. Der Preis erhöht sich, wenn auch eine Wallbox zum Aufladen von E-Fahrzeugen und ein Speicher – den es in verschiedenen Größen gibt – gewünscht sind. Eine Zehn-Kilowatt-Anlage samt Zehn-Kilowattstunden-Speicher zum Beispiel kostet bei uns aktuell 220 Euro pro Monat (Stand: Dezember 2022). Wichtig zu erwähnen ist, dass der Mietpreis sich nach Vertragsabschluss nicht erhöht. Durch den stabilen Preis bieten wir also eine langfristige Planungssicherheit für die komplette Laufzeit.
Wie lange muss sich ein Kunde mindestens an Enpal binden – und was passiert danach mit der Anlage?
Alle Verträge laufen 20 Jahre lang. Nach dieser Zeit kann der Kunde die Photovoltaikanlage übernehmen. Er muss dafür nur symbolisch einen Euro an Enpal zahlen. Das machen auch viele, schließlich werden die Anlagen von uns in einem guten Zustand gehalten und können nach Mietende noch zehn Jahre problemlos funktionieren. Natürlich ist es auch möglich, uns schon vor dem Ende der Mindestlaufzeit die Anlage abzukaufen. Das geht zu jedem beliebigen Zeitpunkt, auch schon am ersten Tag. Die zu zahlende Summe richtet sich nach der Restlaufzeit. Diesen Schritt gehen aber nur wenige Kunden, denn unsere Dienstleistungen gibt es ja nur für Mieter.
Enpal ist nicht der einzige Vermieter von Solaranlagen in Deutschland. Wo liegen die Unterschiede zur Konkurrenz?
Unsere Konkurrenten sind häufig nur Ermittlungsplattformen. Das bedeutet, sie geben die Aufträge an Handwerksunternehmen weiter. Bei Enpal kommt hingegen alles aus einer Hand. Wir beschäftigen eigene Handwerker, die an unserer eigenen Akademie geschult werden. Mittlerweile setzen wir deutschlandweit 140 Teams ein, die direkt von uns gesteuert werden.
Eignen sich Ihre Solaranlagen für alle Dächer?
Für die Solaranlagen, die wir installieren, gelten dieselben Voraussetzungen wie für alle anderen auch: Das Dach für die Installation muss in einem guten Zustand, stabil und tragfähig sein. Blechdächer und Ähnliches kommen daher nicht infrage. Unsere Erfahrung ist, dass viele Dächer auf Wohnhäusern die Voraussetzungen dafür erfüllen.
Mit welchen Herstellern arbeitet Enpal zusammen?
Da sind zum einen die chinesischen Unternehmen Longi, einer der weltweit führenden Hersteller von Solarmodulen, und Huawei, das die Wechselrichter und Speicher liefert. Bei der Wallbox für die E-Fahrzeuge kooperieren wir mit StarCharge.
Hat die Energiekrise Auswirkungen auf Ihr Unternehmen?
Die Nachfrage hat sich seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs bei Enpal verdreifacht. Doch trotz dieser hohen Nachfrage und trotz aller Herausforderungen, wie durch die Pandemie gestörte Lieferketten oder den Fachkräftemangel hierzulande, schaffen wir es, eine Anlage innerhalb von sechs Wochen nach Vertragsabschluss aufs Dach zu bringen. Aber natürlich: Vieles ist teurer geworden. So mussten wir kürzlich die Preise für Neukunden anheben, da die Zinsen deutlich gestiegen sind.
Wie viel günstiger ist es eigentlich, Strom selbst zu erzeugen als ihn einzukaufen?
Wenn Sie Ihr E-Auto über Ihre Photovoltaikanlage aufladen, sparen Sie bereits ab dem ersten Jahr Geld im Vergleich zu Strombezug und einem Benziner. Ohne ein E-Auto oder einen anderen Großverbraucher dauert es länger, bis sich die Miete rentiert, je nachdem zwischen 10 und 15 Jahre. Wir machen für jeden Kunden vorab eine individuelle Wirtschaftlichkeitsrechnung.
Da kann es sogar sein, dass es anfangs mit Enpal teurer ist, den Strom einfach einzukaufen. Doch die Zeit ist eindeutig auf unserer Seite. Und nach 20 Jahren fällt dann selbst die Miete weg und die Anlage produziert kostenlos Strom, wenn der Kunde sie übernimmt.
Ist bei dieser Rechnung die Vergütung fürs Stromeinspeisen schon berücksichtigt?
Eine Photovoltaikanlage speist immer dann ein, wenn produzierter Strom nicht verbraucht oder gespeichert wird. Die festgelegte Summe, die man fürs Einspeisen erhält, ist aber momentan recht übersichtlich. Wir hoffen, dass es bald möglich gemacht wird, mit solchem Strom an der Börse zu handeln. Das würde deutlich mehr Geld für unsere Kunden bringen. Im Moment gilt: Eine Anlage wird nicht in erster Linie durch die Vergütung rentabel, sondern dadurch, dass man möglichst viel von seinem selbst produuzierten Strom verbraucht.
Das Unternehmen
Das Berliner Start-up Enpal gibt es seit 2017. Zunächst war es darauf spezialisiert, Photovoltaikanlagen übers Internet zu verkaufen, ging dann aber dazu über, Anlagen deutschlandweit zu vermieten. Mit Erfolg: Aktuell hat Enpal 30.000 Kunden, pro Monat kommen 2.000 hinzu. Auch diese steile Wachstumskurve sorgte dafür, dass das Unternehmen mittlerweile als ein Einhorn gilt. So werden Start-ups genannt, die eine Marktbewertung von mehr als einer Milliarde US-Dollar erreichen. In Deutschland gibt es nur 36 Einhörner (Stand: November 2022). Enpal.de
Wolfgang Gründinger
ist Chief Evangelist bei Enpal. Die ungewöhnliche Berufsbezeichnung, die ihren Ursprung beim Technikkonzern Apple hat, bezeichnet jemanden, der andere für etwas begeistern will. In Gründingers Fall ist das die Energiewende, für die er unter anderem bei Vertretern aus Politik und Wirtschaft wirbt.
Weitere Anbieter von Miet-Photovoltaikanlagen
Preise und Leistungen sind je nach Unternehmen unterschiedlich. Diese Liste ist nicht vollständig: