Auf der Social-Media-Plattform Instagram unter @fengshui.eva und in ihrem Podcast „Endlich zu Hause wohlfühlen“ teilt Eva Titze ihr Wissen über Feng-Shui. Wir sprachen mit ihr darüber, wie man Energien in Einklang bringt.
Modewort, Einrichtungsstil, Gefühl oder Philosophie: Was genau ist Feng-Shui?
Feng-Shui ist ein jahrtausendealtes Naturwissen aus China. Es gibt uns ein Regelwerk an die Hand, wie wir unsere Räume so gestalten können, dass sie in Balance sind und wir uns darin wohlfühlen, um wieder zu Kraft zu kommen. Es geht darum, dass wir Möbel richtig im Raum positionieren und Farben, Materialien und Formen so miteinander kombinieren, dass eine angenehme Wohnatmosphäre entsteht. Übersetzt bedeutet Feng-Shui Wind und Wasser – was symbolisch dafür steht, wie sich Energie in unseren Räumen verhält.
Was für ein Problem löst Feng-Shui?
Den Satz, den ich von meinen Kunden am Beginn unserer Zusammenarbeit oft höre, ist: „Mein Wohnzimmer ist eigentlich schön eingerichtet, aber irgendwas fühlt sich nicht richtig an und ich weiß nicht, was es ist.” Das ist meistens ein Hinweis, dass die Einrichtung die Energie blockiert und diese nicht frei fließen kann.
Und wie geht man dann vor?
Ganz wesentlich ist es, dafür zu sorgen, dass im ersten Schritt möglichst viel positive Energie – das Chi im Feng-Shui – in das Zuhause kommt. Das erreicht man über die optimale Gestaltung des Eingangsbereichs. In Schritt zwei soll sich dieses Chi harmonisch verteilen, ohne über die Einrichtung blockiert zu werden. Man kann sich das so vorstellen: Wenn man selbst mühselig um Möbel herum steigen muss, weil für die Raumgröße zu viele oder zu große Möbel vorhanden sind, dann führt das dazu, dass sich die Energie nicht optimal in unserem Zuhause verteilen kann.
Welche Prinzipien und Mittel nutzt Feng-Shui, positive Energien fließen zu lassen?
Über die Einrichtung mit Farben und Materialien können wir Balance und Harmonie in unseren Räumen schaffen und diese auf individuelle Bedürfnisse und Tätigkeiten abstimmen. Das erreichen wir über Yin und Yang sowie die Fünf-Elemente-Lehre. Denn es macht einenUnterschied, ob wir ein Schlafzimmer einrichten, in dem wir zur Ruhe kommen wollen, oder ein Wohn- oder Arbeitszimmer.
Welchen Unterschied?
Alles in unserem Zuhause kann entweder der inaktiven Yin- oder der aktiven Yang-Energie zugeordnet werden. Und je nachdem, wofür wir einen Raum nutzen möchten, brauchen wir mal mehr vom einen oder anderen. Daher gibt es für jeden Raum auch individuelle Feng-Shui-Regeln. Im Schlafzimmer etwa brauchen wir viel Yin-Energie, das ist die passive Energie, die uns besänftigt und entspannt. Im Wohnzimmer sollten auch genügend Yang-Elemente wie Pflanzen und ausreichendes Tageslicht vorhanden sein.
Kann man im Feng-Shui aufgrund des Geburtsdatums positive Richtungen für Bett oder Schreibtisch berechnen?
Die persönlichen Richtungen sowie auch das Bagua, das ist die Energiekarte deines Zuhauses, über das man herausfindet, wo in unserem Zuhause sich unsere Lebensthemen wie Karriere, Liebe oder Geld manifestiert haben, sind fortgeschrittene Praktiken im Feng-Shui. Ich rate dazu, diese erst dann anzuwenden, wenn die Grundregeln stimmen. Das bedeutet: Zuerst findet man – ausgehend vom Grundriss und wie Fenster und Türen liegen – die ideale Position für das Bett. Gibt es mehrere gute Positionen fürs Bett, kann man schauen, ob eine davon die positive Richtung ist. Das ist wie die Kirsche auf der Sahnetorte.
Viel wichtiger als persönliche Richtungen oder den Reichtums-Bereich im Zuhause zu suchen, ist es, eine solide energetische Basis zu schaffen und mit den Grundregeln zu beginnen. Daher empfehle ich immer, sich selbst das Basiswissen anzueignen, anstatt blind Feng-Shui-Maßnahmen von Experten zu folgen.
Sie sehen bei Ihrer Arbeit viele Wohnungen. Können Sie aus dem Nähkästchen plaudern, was für Besonderheiten Sie oft feststellen?
Es gibt zwei typische Einrichtungsfehler, die ich immer wieder sehe und die im Feng-Shui so niemals umgesetzt würden. Nummer eins: den Schreibtisch an die Wand zu schieben. Und das, obwohl der Raum groß genug wäre, den Schreibtisch frei und in einer starken Position aufzustellen – mit Blick auf die Tür und einer Wand hinter sich. Das wird im Feng-Shui auch Power-Position genannt. Durch den Schreibtisch an der Wand haben wir buchstäblich ein Brett vor dem Kopf, und wir können nicht so kreativ denken, als wenn der Tisch frei im Raum stehen würde.
Der zweite typische Fehler ist es, das Bad in der Farbe Blau und mit Meeressymbolen zu gestalten. Dadurch wird das vorhandene Wasser-Element, von dem wir schon mehr als genug im Bad haben, noch zusätzlich über Farbe und Symbolik verstärkt. Hier wären beige Fliesen und Holzelemente der bessere Weg, um das Bad energetisch in Balance zu bringen. In einem Wellnessbereich in teuren Hotels – in denen wir uns wohl fühlen und zur Ruhe kommen – findet man auch keine blauen Fliesen, sondern Erdtöne, Holz, Stein und Pflanzen.
Welche Rolle spielt die Beleuchtung im Feng-Shui und welche Art von Licht wird empfohlen?
Beleuchtung ist ein ganz wesentlicher Punkt im Feng-Shui, denn die richtige Beleuchtung erzeugt eine angenehme Wohnatmosphäre. Je nach Beleuchtung können wir für mehr Yang (Aktivität) oder Yin (Erholung) sorgen. Gerade am Abend, wenn wir uns vom stressigen Alltag erholen möchten und uns aufs Schlafengehen einstellen sollten, brauchen wir mehrere sanfte Lichtquellen, die dies unterstützen. Am Arbeitsplatz hingegen möchten wir konzentriert arbeiten: Dabei unterstützt uns Tageslicht oder entsprechende Lampen, die uns Yang-Energie geben.
Was ist ihr persönlich wichtigster Tipp?
Jede Feng-Shui-Regel ist immer nur ein Best-Practice-Ansatz, der auf die eigene Situation angepasst werden muss. Mein Rat an alle meine Kunden ist daher: Setzten Sie niemals einen Feng-Shui-Tipp um, bei dem Sie sich nicht wohlfühlen. Lassen Sie uns darüber sprechen und wir finden das Passende. Denn es gibt für jede Feng-Shui-Maßnahme eine Alternative, die dem eigenen Geschmack entspricht.