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Beim Blick auf den Markt der Eigenheime zeigt sich: Seit Jahren steigt der Anteil der Fertig­häuser. Inzwischen wird fast jeder vierte Neubau in dieser Bauart realisiert. 

Für immer mehr Menschen ist ein Haus aus vorgefertigten ­Teilen eine echte Alternative zum klassischen Hausbau. ­Dieser Trend ist kein Zufall, denn Fertighäuser erfüllen inzwischen viele Kriterien an eine moderne, zukunftsfähige Bauweise. Vom Wohnkomfort über den Bauprozess bis zur Nachhaltigkeit. Besonders beliebt sind Fertighäuser in Baden-Württemberg, wo sie einen Marktanteil von fast 40 Prozent erreichen. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass sich zahlreiche Anbieter auf dem Markt tummeln. So haben sich beispielsweise 50 Hersteller von Häusern in Holzfertigbauweise im Bundesverband Deutscher Fertigbau e. V. (BDF) zusammengeschlossen. Sich bei dieser Auswahl zu entscheiden, kann schon zu einer großen Herausforderung werden. Wir geben Ihnen einige Kriterien an die Hand, die Ihnen dabei helfen können.

Illustration: C3 Visual Lab

Welche Bauweisen gibt es?

Entdecken Sie die Möglichkeiten: Fertighäuser bieten jede Menge Gestaltungsspielraum, weshalb Sie vor dem Bau viele Entscheidungen fällen müssen. Planen Sie deshalb für diesen Prozess großzügig Zeit ein.

Die dominierende Bauweise bei den Fertighausherstellern ist die Holzbauweise, die es in verschiedenen Varianten gibt: Bei der Holzrahmenbauweise besteht das tragende Gerüst des Hauses aus einem Holzrahmen. Ähnlich ist die Holztafelbauweise, bei der jedoch fertige Wandelemente – die Holztafeln – an die Baustelle geliefert werden.

Außerdem gibt es noch den Holzriegelbau: Dieser Oberbegriff steht für den Holzständer- und Holzskelettbau, die wiederum dem klassischen Fachwerkbau entlehnt sind. Eher selten ist die Holzblockhausbauweise, deren herausragendes Merkmal massive Holzwände sind. Neben dem Bauen mit Holz gibt es natürlich ebenso die massive Bauweise mit Beton oder Ziegeln oder auch die Hybridbauweise – eine Kombination von Bauweisen.

Kann ein Fertighaus überhaupt individuell sein?

Die Annahme, dass bei Fertighäusern eines wie das andere aussieht, ist nicht mehr richtig. Längst folgen die Anbieter dem Trend zur Individualisierung und bieten architektonische Freiheiten: Fertigteile sind in großem Umfang standardisiert, können aber auf unterschiedliche Weise kombiniert werden. Das bedeutet, dass auch individuelle Grundrisse möglich sind. Und so gibt es in den verschiedenen Bauweisen unzählige Varianten an Fertighäusern. Wie viele das sind, lässt sich nicht genau beziffern, sie gehen aber auf jeden Fall in die Tausende.

Das beeinflusst natürlich auch die Kosten eines Fertighauses. Je nach Typ, Größe, Ausstattung, Standort und Hersteller können sie stark variieren und zwischen etwa 100.000 Euro und mehreren Hunderttausend Euro liegen. Im Allgemeinen sind Fertighäuser jedoch kostengünstiger als traditionell gebaute Häuser, da sie in Fabriken vorgefertigt werden.

Welche Ausbaustufen eines Fertighauses gibt es?

Packen Sie selbst mit an: Eigenleistungen beim Hausbau senken die Kosten und können unter Umständen als Eigenkapital bei der Finanzierung geltend gemacht werden – die sogenannte Muskel­hypothek. Wichtig: Schätzen Sie realistisch ein, welche handwerklichen Tätigkeiten Sie wirklich selbst erledigen können.

Möchten Sie das Haus bezugsfertig übergeben bekommen oder vieles selbst machen beim Hausbau? Fertighäuser gibt es in verschiedenen Ausbaustufen, das heißt, Sie können zwischen unterschiedlichen Graden der Fertigstellung wählen, die durch den Hausanbieter erbracht werden sollen. Im Gegenzug müssen Sie Eigenleistungen erbringen, senken aber dadurch auch die Gesamtkosten des Hausbaus.

Für alle Begriffe, die Ausbaustufen beschreiben, gilt: Es ist nicht allgemein festgelegt, welche Leistungen darin enthalten sein müssen. Und obwohl sich die Leistungsumfänge verschiedener Anbieter ähneln, gilt es, genau hinzuschauen, was die jeweilige Ausbaustufe genau bietet. Achten Sie darauf, dass im Bauvertrag alle Leistungen und Zuständigkeiten eindeutig festgehalten werden.

Diese drei Ausbaustufen gibt es:

  • Bausatz
    Dieser ist nur für handwerklich versierte Bauherren geeignet: Rohbau und Innenausbau führt er selbst durch. Der Hausanbieter übernimmt die Planung, stellt die Arbeitsmaterialien sowie die Bauteile und liefert diese an. Zudem bieten zahlreiche Unternehmen eine Baubegleitung und Schulungskurse an. 
  • Ausbau
    Der Rohbau wird wetterfest übergeben, inkl. Dach, Fenster, Außentüren und Wärmedämmung. Der Bauherr kümmert sich um den Innenausbau. Bei der Abstufung „technikfertig” sind Heizung, Elektrik und die Vorinstallation für die Sanitärelemente schon eingebaut. Eine andere Variante ist, dass neben dem Innenausbau auch die Dachdeckung sowie der Einbau von Fenstern und Außentüren vom Bauherrn ausgeführt wird.
  • Schlüsselfertig
    Schlüssel in die Hand und einziehen? Stimmt nicht immer: Möglicherweise stehen noch Arbeiten an wie das Fliesen, das Malern oder das Verlegen von Bodenbelägen. Bei der Abstufung „bezugsfertig” ist das Haus so weit fertiggestellt, dass es direkt bezogen werden kann. Sie bietet die beste Planbarkeit, die einen garantierten Termin für die Fertigstellung sowie einen Festpreis beinhaltet. Ebenso wird der Bauherr vom Fertighausanbieter durch den gesamten Prozess begleitet.
Illustration: C3 Visual Lab

Vom Energiestandard bis zum Lebenszyklus

Blicken Sie in die Zukunft: Ein Eigenheim ist meist eine
Entscheidung fürs Leben oder sogar für kommende Generationen. Wir zeigen, was Sie dabei berücksichtigen können und was Fertighausanbieter dafür leisten.

Ein massiv gebautes Haus ist einem Fertighaus in Sachen Energiestandard oftmals weit überlegen! Dieses Vorurteil stimmt schon lange nicht mehr. Die Fertighäuser sind in ihrer Entwicklung weit vorangeschritten und können heutzutage als Energiesparhäuser angeboten werden. Ob als Niedrigenergiehaus, Passivhaus, Plusenergiehaus oder Effizienzhaus. Dabei kommt es nicht auf einen bestimmten Haustyp oder eine bestimmte Bauweise an – alle gängigen Häuser können energiesparend realisiert werden. 

Welcher Energiestandard infrage kommt, ist natürlich auch eine Sache des Geldbeutels. Im Hinblick auf den Werterhalt des Hauses und seine Zukunftsfähigkeit kann es von Vorteil sein, auf einen sehr hohen Energiestandard zu setzen, der auch noch in ein paar Jahren aktuell ist. Hinzu kommt der Aspekt der Nachhaltigkeit, der von vielen Faktoren bestimmt wird. Um die Nachhaltigkeit eines Fertighauses zu maximieren und die Umweltauswirkungen zu minimieren, sollte der gesamte Lebenszyklus des Hauses betrachtet werden. Von der Konzeption über Bau und Nutzung bis zum Abriss.

Produktion und Ressourcen
Beim Fertighausbau werden Bauteile durch computergesteuerte Maschinen in automatisierten Prozessen vorgefertigt, was Materialverschwendung und -schäden minimiert. Verantwortungsvolle Unternehmen produzieren schon heute klimaneutral. Zudem sollten umweltfreundliche und schadstofffreie Baumaterialien zum Einsatz kommen wie beispielsweise Holz aus regionaler und nachhaltiger Forstwirtschaft, recycelte Baustoffe und natürliche Isolationsmaterialien.

Energieeffizienz
Wie schon beschrieben, können Fertighäuser hohe Energieeffizienzstandards erfüllen: Das reduziert den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen.

Transport
Vorgefertigte Bauteile können effizienter zur Baustelle transportiert werden als die Baumaterialien für klassische Bauweisen. Idealerweise werden dabei Lieferwege optimiert, Lieferungen gebündelt und umweltschonende Transportmittel eingesetzt. Der Transport ist in der Regel CO2-neutral gestaltet.

Modulare Bauweise
Fertighäuser können im Vergleich zu anderen Bauweisen schneller fertiggestellt werden. Dies reduziert die Bauzeit, den Energieverbrauch und die Umweltauswirkungen während des Bauprozesses. Außerdem verringert sich auf der Baustelle der Bedarf an zusätzlichen Materialien sowie der Verschnitt von Baumaterialien.

Langlebigkeit und Flexibilität
Gut konstruierte Fertighäuser haben eine lange Lebensdauer und passen sich den Bedürfnissen der Bewohner an. Das garantiert einen langen Gebrauch, was wiederum Ressourcenverschwendung und Umweltbelastung durch Abriss und Umbau reduziert.

Abfallmanagement
Durch die industrielle Vorfertigung können Abfälle minimiert und Restmaterialien effizient entsorgt werden. Außerdem sollten Fertighausanbieter über Systeme zur Mülltrennung und -recycling verfügen, um die Umweltauswirkungen weiter zu reduzieren.

Rückbau
Ein wichtiger Zukunftsaspekt – was geschieht beim Rückbau mit den Bauteilen und Baumaterialien? Hier gehen Anbieter dazu über, Häuser so zu konstruieren, dass die verschiedenen Materialien und Teile wieder getrennt und recycelt werden können. Dafür machen sie auch Rücknahmeangebote.

Illustration: C3 Visual Lab

Überblicken Sie den Entstehungsprozess

Die Schritte beim Bau eines Fertighauses können je nach Hersteller und Bauweise variieren, aber im Allgemeinen umfassen sie die folgenden Phasen:

  1. Planung und Entwurf 
    Die erste Phase beginnt mit der Planung des Fertighauses, einschließlich der Auswahl des Grundrisses, des Architekturstils, der Materialien und der Ausstattung. In einem detaillierten Entwurfsprozess werden die Anforderungen und Wünsche des Bauherren berücksichtigt und gleichzeitig sichergestellt, dass das Haus den örtlichen Bauvorschriften entspricht.
  2. Vorfertigung der Bauelemente
    Die Bauelemente des Fertighauses werden in einer Fabrik oder Produktionsstätte vorgefertigt. Wandelemente, Decken, Bodenplatten, Fenster, Türen und andere Bauteile werden gemäß den spezifizierten Maßen und Anforderungen hergestellt.
  3. Transport und Montage
    Die vorgefertigten Bauelemente werden dann zur Baustelle transportiert. Die Montage erfolgt in der Regel sehr schnell, da die Bauteile bereits weitgehend vorgefertigt sind und nur noch zusammengesetzt werden müssen. Dieser Prozess kann je nach Größe und Komplexität des Fertighauses innerhalb weniger Tage oder Wochen abgeschlossen werden.
  4. Fertigstellung und Ausbau
    Nach der Montage der Hauptbauteile folgt die Fertigstellung des Fertighauses. Dazu gehören Arbeiten wie die Installation von Elektrik, Sanitäranlagen, Heizung, Lüftung, Bodenbelägen, Wandverkleidungen, Maler- und Ausbauarbeiten. Auch die Anpassung und Installation von Küchen, Bädern und anderen Einrichtungen wird in dieser Phase durchgeführt.
  5. Kontrolle und Abnahme
    Vor der endgültigen Übergabe an den Bauherren wird das Fertighaus einer gründlichen Qualitätskontrolle unterzogen. Mängel oder Fehler werden
    behoben und sicherheitsrelevante Aspekte überprüft, um sicherzustellen, dass das Haus den erforderlichen Standards entspricht. Nach erfolgreicher Prüfung und Abnahme wird das Fertighaus an den Bauherren übergeben.
Illustration: C3 Visual Lab

Diese Trends begleiten Sie

Das Geschehen auf dem Immobilienmarkt in Sachen Umwelt, Technik und Gesellschaft beeinflusst immer auch die Fertighausanbieter. Diese lassen solche Entwicklungen zeitnah in ihre Produkte einfließen.

  • Doppelhaus
    Durch steigende Bodenpreise und Baukosten gewinnt das Doppelhaus an Attraktivität. Das Grundprinzip: Zwei Bauherren teilen sich die Kosten für ein Grundstück und der Bau eines Doppelhauses ist preisgünstiger als der Bau von zwei Einzelhäusern. 
  • Minihäuser und Hausmodule
    Die flexible Anpassung und Gestaltung von Fertighäusern wird zur Selbstverständlichkeit. Damit ist nicht nur die Grundrissplanung gemeint: Hausmodule machen das Eigenheim in der Größe skalierbar – je nachdem, wie sich die Lebensumstände ändern, zum Beispiel durch Familienzuwachs, Homeoffice oder generationenübergreifendes Wohnen. Wo zum Beispiel zunächst ein Minihaus entsteht, können später weitere Module hinzugefügt werden.
  • Holzbauweise
    Einer der ökologischen Bautrends ist die Holzbauweise. Dabei sorgt der Baustoff Holz für ein natürliches, warmes und wohngesundes Raumklima. In Bezug auf die Lebensdauer und Energieeffizienz steht Holz anderen Bauweisen in nichts nach.
  • Smart Home
    Ob Heizungs- und Lichtsteuerung, Sicherheitssysteme, Unterhaltungselek-
    tronik oder Haushaltsgeräte: Die Integration von smarten Technologien wird weiter voranschreiten und eine umfassende Funktionssteuerung im Haus ermöglichen. 
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