Holzhäuser: Ökobilanz, Bauweisen, Vor- und Nachteile

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Holz ist ein natürlicher und klimafreundlicher Baustoff, der beim Hausbau immer öfter zum Einsatz kommt. Ein Überblick über Bauweisen, die Vor- und Nachteile von Holz sowie die Ökobilanz von Holzhäusern.

Holzhäuser, vor allem Holzfertighäuser, erobern im Ein-und Zweifamilienhausbau einen immer größeren Marktanteil. Mehr als jedes fünfte neu errichtete Haus (22,2 Prozent) besteht laut Bundesverband Deutscher Fertigbau inzwischen aus dem nachwachsenden Baustoff. Die jährlichen Steigerungsraten liegen deutlich über den Werten, die die Branche insgesamt erzielt.

Nachhaltiger Wohnen dank Holzbauweise

Der Boom hat viele Ursachen. Gewiss trägt die weitverbreitete Sehnsucht nach einer stärker naturverbundenen und umweltbewussten Lebensweise ebenso dazu bei wie der gesellschaftliche Megatrend zu mehr Nachhaltigkeit in Fragen des Konsums und des Ressourcenverbrauchs. Denn Holz ist ein natürlicher Baustoff, der ein behagliches Wohnklima erzeugt. Es gilt darüber hinaus als klimafreundlich, weil es CO2 aus der Luft bindet – etwa eine Tonne pro Kubikmeter. Ein Wohnhaus aus Holz dient also ganz nebenbei als CO2-Speicher.

Gebäude aus Holz mit Massivhaus-Standards

Ein weiterer Grund, warum Hauskäufer auf Holz setzen, ist der technische Fortschritt, den der Holzbau in den vergangenen drei Jahrzehnten erlebt hat und der viele einstige Nachteile eines Holzhauses ausgemerzt hat. Gebäude aus Holz erreichen heute die gleichen Standards wie Massivhäuser, was beispielsweise Brandschutz, Langlebigkeit und Schallschutz betrifft. Die Bautechnologie ist mittlerweile so ausgefeilt, dass selbst mehrgeschossige Gebäude aus Holz für Wohn- und Gewerbezwecke errichtet werden.

Und auch die Produktion eines Holzhauses in Rahmen- oder Tafelbauweise erfolgt inzwischen nahezu industriell, was sich positiv auf Hauspreise und Bauzeiten auswirkt – ebenfalls nicht unwichtige Argumente beim Hauskauf. Je nach persönlicher Perspektive können also ökologische und ökonomische Gründe für ein Eigenheim aus Holz sprechen.

Zahlen und Fakten rund ums Bauen mit Holz

  • 20 Sekunden
    In nicht einmal einer halben Minute wächst in deutschen Wäldern die Menge an Holz nach, die für ein Holzhaus in Fertigbauweise verbraucht wird.
     
  • 30 Tonnen 
    Etwa diese Menge an CO2 entzieht ein durchschnittliches Einfamilienhaus aus Holz der Atmosphäre, abhängig von Größe und Bauweise.
     
  • 4 Milliarden Kubikmeter 
    Annähernd so groß ist der Holzvorrat in deutschen Wäldern. Etwa zwei Prozent davon werden im Jahr geschlagen.
     
  • 10 Fichten 
    Anzahl der Fichten, die für ein Holzhaus mit 140 m² benötigt werden. Das robuste und tragfähige Kernholz der Fichte wird gern als Bau- und Konstruktionsholz verwendet.
     
  • 100 Tonnen 
    So viel wiegt ein Einfamilienholzhaus je nach Bauweise ungefähr. Ein massiv gemauertes Haus kommt auf etwa das doppelte Gewicht.
     
  • 84 Meter 
    So viel misst das bisher höchste Holzhaus der Welt in Wien. In Sydney soll bis 2025 ein 180 Meter hohes Haus entstehen.
     
  • 1,8 Holzhäuser 
    So viele Holzhäuser pro Stunde werden im Schnitt in Deutschland gebaut, während in der gleichen Zeit rechnerisch das Holz für etwa 160 Fertighäuser in heimischen Wäldern nachwächst.

 

Foto: Shutterstock

Holz und Vorurteil: 6 Mythen über Holzhäuser

  1. Pflegeaufwand
    Holzhäuser brauchen intensive Pflege. Das trifft nur auf Holzfassaden zu, die alle drei bis vier Jahre behandelt werden sollten, damit sie ihre Farbe behalten. Unbehandelte Fassaden, zum Beispiel aus Lärchenholz, vergrauen – ohne an Stabilität zu verlieren.
     
  2. Brandgefahr 
    Häuser aus Holz brennen schneller. Alle Gebäude in Deutschland müssen den Brand-schutzvorschriften genügen, auch Holzhäuser. Vor allem tragende Bauteile müssen einem Brand min-destens 30 Minuten standhalten, das entspricht der Feuerwiderstandsklasse 30. Holzhäuser können es auf bis zu 60 Minuten bringen.
     
  3. Knackgeräusche
    In Holzhäusern knarzt und knackt es. Diese Zeiten sind vorbei. Die Geräusche kamen daher, dass die Hölzer vor dem Einbau früher nicht ausreichend trocken waren. Heute wird Holz vor der Verwendung technisch auf 18 bis 20 Prozent Rest-feuchte getrocknet: So „arbeitet“ es im verbauten Zustand nicht mehr.
     
  4. Schädlinge 
    Holzhäuser sind anfällig für Schädlingsbefall. Durch den hohe Trockengrad des verbauten Holzes sind Holzhäuser gegen Schädlingsbefall bestens gerüstet. Trockenes Holz schmeckt Schädlingen wie dem Gemeinen Nagekäfer (Holzwurm) nicht.
     
  5. Haltbarkeit 
    Holzhäuser halten nicht lange. In puncto Lebensdauer stehen Holzhäuser anderen Gebäuden in nichts nach. Auch der Erhaltungsaufwand ist im Schnitt nicht höher. Außerdem gelten für alle Bauweisen Standards in wert- und sicherheitsrelevanten Bereichen.
     
  6. Schallschutz
    In einem Holzhaus hört man fast jeden Laut. Ein Vorurteil, das sich hartnäckig hält. Doch durch den mehrschichtigen Aufbau von Decken und Wänden können im modernen Holzbau auch die baurechtlichen Vorschriften zum Schallschutz leicht eingehalten werden.

3 Fragen an Peter Aicher

Der Vorsitzende von Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes über Ökobilanz und Ressourcenverbrauch beim Holzbau.

Foto: Holzbau Deutschland, Rolando Laube

Wie kann der Holzbau denn zur Schaffung von ausreichend Wohnraum beitragen? Bisher ist er vor allem für Einfamilienhäuser üblich.

Dieser Eindruck trügt. Holz kommt schon lange nicht mehr nur im Einfamilienhausbau zum Einsatz. Gerade im September haben wir den Deutschen Holzbaupreis verliehen und die Einreichungen haben gezeigt, dass die Holzbauweise in nahezu allen Bereichen des Hoch- und Ingenieurbaus zum Einsatz kommt, der Wohnungsbau in größeren Einheiten ist einer davon. Immer häufiger entstehen ganze Stadtquartiere in Holzbauweise. Auch bei Aufstockungen im Bestand ist Holz das dafür prädestinierte Material. Holzbauteile sind leicht und ermöglichen Aufstockungen auch bei geringen statischen Reserven des Gebäudes.

Woher stammt denn das Holz für den Holzbau?

Das Bauholz, das unsere Zimmereibetriebe verwenden, stammt grundsätzlich aus nachhaltiger Forstwirtschaft – und zwar vorzugsweise aus deutschen Wäldern. Das bedeutet, dass dem Wald nur so viel Holz entnommen wird wie gleichzeitig nachwächst. Sollte doch mal Holz importiert werden müssen, so wird über das Holzhandels-Sicherungs-Gesetz (HolzSiG) dafür gesorgt, dass dieses Holz aus legalem Einschlag stammt. Zur Nachhaltigkeit gehört, dass wir ökologisch sinnvoll und effizient mit der Ressource Holz umgehen. Dazu zählt auch, dass Holz, das durch klimatische Einflüsse oder den Borkenkäfer betroffen ist, zum Einsatz kommt, wenn es die gleichen qualitativen Eigenschaften besitzt wie herkömmliches Holz.

Wie steht es um die Ökobilanz?

Über den gesamten Lebenszyklus schneidet ein Holzhaus im Vergleich mit anderen Baustoffen bei der Ökobilanzierung sehr gut ab. Wir haben es ja hier mit einem Rohstoff zu tun, der nachwächst. Zudem entzieht das Holz während des Baumwachstums der Atmosphäre CO2, gibt den Sauerstoff frei und bindet den Kohlenstoff – und zwar über die gesamte Nutzungsdauer. Diese Speicherung lässt sich nochmals verlängern, indem das Holz nach dem Rückbau wiederverwendet wird. Die Klimabilanz von Holz lässt sich noch weiter verbessern, indem wir sicherstellen, dass wir lange Transportwege und somit unnötigen CO2-Ausstoß vermeiden.

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3 typische Bauweisen für Holzhäuser

  1. Holzfertighaus
    Fertighäuser aus Holz werden in der Rahmen- bzw. Tafelbauweise errichtet. Ihr Rahmen besteht aus massiven Holzbalken, die von beiden Seiten mit Werkstoffplatten beplankt werden. Der Zwischenraum enthält die Dämmung, etwa aus Zellulose. Die tragenden Wände werden komplett vorproduziert und auf der Baustelle montiert. Putz- und Holzfassade sind möglich
     
  2. Massivholzhaus
    Hier bestehen die Wände aus mehreren Schichten Holz, auf die eine Dämmung aufgebracht wird. Die Fassade kann als hinterlüftete Holzfassade oder als Putzfassade konstruiert sein. Die Innenwände behalten ihre Holzoptik, können aber auch verschalt, gespachtelt und tapeziert werden. Die Wandteile werden auch hier vorproduziert. Massivholzhäuser sind in der Regel höherpreisig.
     
  3. Blockhaus
    Bei einem Blockhaus werden Rundhölzer oder eckige Bohlen zu Wänden aufeinandergestapelt. Vollblockwände haben üblicherweise eine Dicke zwischen 230 und 270 Millimeter und erhalten keine Dämmung. Bei zweischaligen, dünneren Aufbauten wird der Zwischenraum gedämmt. Blockhäuser sind der Inbegriff des Holzhauses und liegen zumeist in einem höheren Preissegment.
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Was passt zu Holz? Und was nicht?

Wie heizen und dämmen? Geht Holzhaus auch mit Keller? Vier Fakten, die Hausbauer kennen sollten:

  1. Heizung
    Im Holzhaus können alle gängigen Heizungstypen eingebaut werden. Ins Gesamtbild passt vielleicht die Holzpelletheizung am besten. Sie braucht allerdings einen eigenen Lager- bzw. Heizungsraum. Auch auf eine Fußbodenheizung müssen Holzhausbauer nicht verzichten. Alternativ: eine Wandflächenheizung, die milde Strahlungswärme abgibt.
     
  2. Keller
    Viele Holzhäuser stehen auf einer Bodenplatte aus Beton. Aber auch eine Unterkellerung ist möglich – für Puristen sogar aus Holz. Das ist heute noch eine Ausnahme und erfordert eine besonders zuverlässige Abdichtung gegen Feuchtigkeit. Für Gegenden mit aufsteigendem Grundwasser ist diese Bauweise nicht geeignet.
     
  3. Dampfsperre/Dampfbremse
    Sie sollen dafür sorgen, die Bildung von Kondenswasser in Bauteilen zu vermeiden bzw. zu vermindern. Holzbaufreunde sagen, dass Sperre und Bremse das Atmen des Holzes verhindern, also die Fähigkeit, Feuchtigkeit aufzunehmen und wieder abzugeben. Sie raten zu einem Verzicht und zu natürlichen Dämmstoffen.
     
  4. Dämmstoffe
    Wer aus ökologischen Gründen ein Holzhaus baut, kann passend dazu Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen verwenden. Dazu gehören Zellulose, Flachs, Hanf und Holzfasern. Aber auch Kork, Schafwolle, Schilf und Stroh finden sich auf dem Markt.
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5 Schritte zum Haus

  1. Im Wald
    Rund 80 Millionen Kubikmeter Holz wurden 2020 in Deutschland geerntet. Ein gutes Viertel davon verbrauchte die Baubranche.
     
  2. Im Sägewerk
    Die geernteten Stämme werden im Sägewerk zu Brettern, Balken und weiteren Holzprodukten verarbeitet.
     
  3. In der Holzhausfirma
    Nach den exakten Hausmaßen entstehen hier aus Brettern, Balken und Holzplatten die Innen- und Außenwände in einem automatisierten Prozess.
     
  4. Auf der Baustelle
    Die Wände werden zum Rohbau montiert. Zimmerleute errichten den Dachstuhl.
     
  5. Innenausbau
    Je nach Vorfertigung erhält der Rohbau Fenster und Außentüren, Elektrik, Wasserinstallation und Heizung sowie Böden, Innentreppen und -türen.

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