Herr Ehlhardt, mit Designermöbeln verbindet man hochwertiges Material, lange Haltbarkeit und natürlich eine ansprechende Gestaltung. Woher nehmen Sie die Ideen für ein neues Tischdesign?
Früher habe ich Magazine und Kataloge gewälzt, um zu schauen, was gerade angesagt ist. Doch davon bin ich lange weg. Mittlerweile kommt meine Inspiration vor allem durch das Feedback der Kunden. Sie erzählen uns, was ihnen gefällt und was sie sich noch wünschen. Zudem ist ein Blick in die Vergangenheit immer eine gute Inspirationsquelle, zum Beispiel die Klassiker des Bauhauses. Nicht unbedingt, um sich Entwürfe abzuschauen, aber um von der Herangehensweise der damaligen Designer etwas für die eigene Arbeit zu lernen.
Und wie wird aus einer Idee schließlich ein Möbelstück?
Ich beginne mit einer einfachen Skizze auf dem Papier, bevor es an den Computer geht. Manche Designer bauen ihre Möbel komplett am Computer als 3-D-Modell vor. Das mache ich nur rudimentär, um einen besseren optischen Eindruck zu gewinnen. Zudem bekomme ich so eine genauere Vorstellung von den Maßen und der Menge an benötigtem Material.
Im Anschluss baue ich gemeinsam mit unseren Tischlern in der Werkstatt ein 1:1-Modell aus Sperrholz. Das ist zumeist schon sehr nah an der finalen Version. Die jahre- oder sogar jahrzehntelange Erfahrung der Kollegen in der Werkstatt ist dabei Gold wert. Wenn ich ihnen einen Entwurf zeige, sehen sie sofort, ob der funktioniert oder nicht.
Wie lange dauert die Entwicklung eines Tisches?
Das nimmt bei uns nur sechs bis acht Wochen in Anspruch. Wir sind halt ein kleines Unternehmen mit kurzen Entscheidungswegen und kein großer Tanker mit vielen Bedenkenträgern. Da ich für die Entwicklungsarbeit auf unsere Tischler angewiesen bin, muss ich immer die Phasen abpassen, wenn in deren Tagesgeschäft weniger los ist. Im Schnitt tut sich zweimal im Jahr ein Zeitfenster auf, wo wir dann meine neuen Designs umsetzen können.
Testen Sie Ihre Möbel?
Bei einem Tisch ist das eigentlich nicht notwendig. Unsere Tischler können schon auf dem Papier einschätzen, ob der später nicht stabil stehen wird oder es andere funktionale Nachteile gibt. Ob man sich da beispielsweise irgendwo ständig den Fuß stößt. Ein Stuhl hingegen ist komplexer. Da testen wir bestimmte Dinge: Sitzt man nach drei Stunden noch gut darauf? Wird das Sitzen angenehmer, wenn wir zwei Zentimeter mehr Polster hinzufügen?
Worauf muss ein Möbelhersteller achten, wenn seine Ware nachhaltig sein soll?
Da ist zuallererst das Material wichtig. Bei Massivholztischen fragen die Kunden gerade Eiche und amerikanischen Nussbaum stark nach, aber wir verarbeiten auch viele andere Holzarten. Die Eiche beziehen wir direkt aus Deutschland oder anderen Ländern der Europäischen Union. Der amerikanische Nussbaum hingegen wird aus Nordamerika geliefert, da dieser Baum hier gar nicht wächst.
Wir kaufen generell nur Holz aus nachhaltigem Forst und zumeist mit FSC-Zertifikat. Für den verwendeten Stahl und Edelstahl greifen wir auf ein lokales Netzwerk von Schmieden und kleinen Unternehmen zurück. Man kennt sich normalerweise schon lange und weiß daher genau, was für Qualität der andere braucht oder liefert.
Eine lange Haltbarkeit ist ebenfalls wichtig für die Nachhaltigkeit.
Genau. Wenn man Möbel aus Massivholz anfertigt, werden die auf alle Fälle viele Jahrzehnte alt. Ich wüsste jedenfalls nicht, warum sie kaputtgehen sollten, außer jemand fügt dem Möbelstück Gewalt zu. Davon abgesehen gibt es natürlich immer leichte Abnutzungserscheinungen. Die Oberfläche bekommt beispielsweise Kratzer oder bleicht aus. Aber das kann jeder Tischler für wenig Geld einfach wegschleifen.
Für besonders wichtig halte ich im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit ebenfalls das Design. Ist ja schön, wenn so ein Tisch 100 Jahre hält. Aber wenn er so gestaltet ist, dass er optisch und ergonomisch schon in zehn Jahren niemandem mehr gefällt, landet er schließlich doch auf dem Müll oder im Feuer.
Daher muss bei der Gestaltung die lange Lebensdauer berücksichtigt werden. Der Designer sollte meiner Meinung nach nicht versuchen, plump den neusten Trend mitzumachen. Denn der interessiert vielleicht schon bald niemanden mehr.
Warum sind Designmöbel eigentlich so viel teurer als die Ware aus den großen Einrichtungshäusern? Wie unterscheidet sich die Entwicklung und Fabrikation dort von Ihnen?
Wenn jemand für wenige Hundert Euro einen Tisch anbietet, lässt sich mit diesem Geld einfach keine gute Qualität produzieren. In Deutschland gefertigte Möbel werden mit wesentlich höheren Lohnkosten kalkuliert. Dann kommen ja noch die Kosten fürs Material, den Lieferservice, das Marketing und einige Posten mehr hinzu.
Wer also Möbel zu so niedrigen Preisen anbietet, produziert mit Garantie am anderen Ende der Welt und zahlt Löhne, von denen die Menschen dort nicht gut leben können. Auch das Holz wird aus irgendwelchen Quellen stammen und ist letztlich nur zusammengepresstes Material, was die Haltbarkeit verringert. Möbel, für die weder die Natur noch Menschen ausgebeutet werden, kosten einfach ihr Geld.
Der Preis ist aber wahrscheinlich nicht der einzige Indikator, um Qualitätsware zu erkennen. Worauf sollte der Käufer außerdem achten?
Achten Sie bei Tischen auf Massivholz, was Besseres gibt es nicht. Die Details sind ebenfalls entscheidend: Ist die Maserung gut herausgearbeitet? Fühlt sich die Oberfläche angenehm an, wenn ich mit der Hand darüberfahre? Und – das ist jetzt kein Quatsch – prüfen Sie unbedingt, ob der Tisch wackelt! Dass er das nicht macht, sollte eigentlich selbstverständlich sein, ist es aber leider nicht. Nehmen Sie sich also Zeit bei der Auswahl.
Das Unternehmen „MBzwo“
Johann Ehlhardt designt die Tische des Berliner Unternehmens selbst. Zusammen mit seiner Partnerin Karina Buschsieweke führt er auch das Unternehmen. Auf mb-zwo.de lassen sich die Tisch- und Stuhlmodelle den eigenen Vorlieben anpassen. Im Berliner Showroom gibt es die Möbel normalerweise auch zu sehen. Bedingt durch die Pandemie finden Kundengespräche aktuell per Videotelefonie statt.