3 Meinungen zum Einbau einer Wärmepumpe

| 0 Comments

Bei einem Neubau ist die Wärmepumpe als Energiequelle schon heute die optimale Lösung. Doch wie ist es in Bestandsbauten?

Claus Gutberlet: Ich wohne in einem Berliner Altbau aus dem Jahr 1958, trotzdem habe ich mir eine Wärmepumpe angeschafft. Bestärkt hat mich eine Studie des Fraunhofer-Instituts, die ergab, dass moderne Wärmepumpen auch in älteren Bestandsgebäuden effizient funktionieren, sofern Heizungen dort mit einer niedrigen Vorlauftemperatur arbeiten können. Das hat mich neugierig gemacht. Ich habe zu recherchieren begonnen, verschiedene Angebote eingeholt und ein bisschen gerechnet. Unterm Strich kam heraus: Heizungsnachrüstung und Wärmepumpe kosteten mich insgesamt 40.000 Euro.

Dank der bundesweiten und regionalen Förderung erhalte ich 60 Prozent davon zurück, also 24.000 Euro. Durch diesen Zuschuss wurde die Wärmepumpe für mich rentabel. Derzeit rechne ich mit einer Amortisationszeit von unter zehn Jahren – vielleicht sogar weniger, je nachdem, wie Gas- und Strompreis sich entwickeln. An sich bin ich mit der Anschaffung zufrieden. Die Wärmepumpe ist ein tolles Produkt, allerdings trübt derzeit der Fachkräftemangel in der Branche die Freude. Der Service unseres Anbieters ließ teilweise etwas zu wünschen übrig: Zum Beispiel wurden nicht alle Teile pünktlich geliefert. Das hat dazu geführt, dass die Wärmepumpe im letzten Jahr noch nicht zu 100 Prozent effizient arbeiten konnte.

Daniel Luft, nicht alle Heizungsbauer raten dazu, eine Wärmepumpe in einen Bestandsbau zu integrieren. Zu Recht?

Daniel Luft: Eigentlich spricht heutzutage kaum etwas dagegen, selbst bei älteren Wohngebäuden. Es mag aber konservativere Installateure geben, die davon abraten. Das hat dann nicht immer unbedingt mit den Fakten zu tun.

Woher weiß man denn, ob die Rahmenbedingungen passen?
Bei einer Heizlastberechnung stellt sich früh heraus, wann sich eine Wärmepumpe lohnt. Ist der jährliche Energiebedarf nur wenig höher als die Leistung der Wärmepumpe, reicht oft eine Vergrößerung der Heizkörperfläche aus. Dann muss man gar nicht sein komplettes Heim sanieren.

Was, wenn es nicht passt, aber man trotzdem auf die Wärmepumpe setzt?
Dann kann der Stromverbrauch in die Höhe schnellen. Wir hatten einen Kunden, der wollte weg vom Öl und hat sich eine Wärmepumpe installiert. Der hatte dann eine Stromrechnung von 800 Euro im Monat. Ein zusätzlicher Kamin war hier die Lösung.

Was sind die größten Nachteile einer Wärmepumpe?
Im Falle der Luftwärmepumpe sind es nach wie vor die Lautstärke und eine nicht ideale Funktionsweise bei höheren Minusgraden. In puncto Lautstärke werden die Geräte aber immer besser. Und bis minus 15 Grad Celsius funktionieren sie einwandfrei.

Also kann sich fast jeder eine Wärmepumpe einbauen lassen?
Bei Gebäuden, die mindestens aus den 1970er-Jahren stammen, sollte man auf jeden Fall einmal darüber nachdenken.

Reinhard Loch, vervollständigen Sie bitte folgende Sätze: In der täglichen Arbeit ist die Wärmepumpe ...

Reinhard Loch: ... eigentlich immer ein Thema. Es gibt kaum ein Beratungsgespräch, in dem die Wärmepumpe nicht angesprochen wird und man darüber redet, welche Voraussetzungen für den Einbau notwendig sind.

Wärmepumpen eignen sich für ...
... eigentlich fast alle Altbauten, sofern sie halbwegs saniert sind. Gebäude aus den 1960ern und frühen -70ern sind in dieser Hinsicht am kritischsten. Jüngere Gebäude sind infolge von Energiekrisen und resultierenden gesetzlichen Verordnungen schon wesentlich nachhaltiger gebaut. Noch ältere Häuser sind häufig schon saniert.

Die finanzielle Förderung einer Wärmepumpe ist …
... im Jahr 2023 mit 40 Prozent noch immer relativ großzügig, auch wenn sie sich im Vergleich zu früher etwas verringert hat. Besonders profitieren jetzt Eigenheimbesitzer, die statt einer Luftwärmepumpe beispielsweise eine Erdwärmepumpe einbauen lassen wollen.

Der Einbau einer Wärmepumpe rechnet sich ...
... sehr wahrscheinlich eher früher als später. Ob sie sich nach zehn oder 20 Jahren Betrieb amortisiert, hängt von der Bauweise, aber auch von der Entwicklung der Strom- und Gaspreise ab. Da sich die Preise vermutlich eher erhöhen werden und CO2 ebenfalls stärker bepreist werden soll, sprechen die Entwicklungen stark für die Wärmepumpe.

Die Nachteile einer Wärmepumpe ...
... sind derzeit der Fachkräftemangel im Handwerk und der Mangel an bestimmten Elektronikteilen. Und dass sie derzeit noch relativ teuer ist. Da die Wärmepumpe einem eigenen Stromtarif folgt, wird ihr Betrieb auch teurer, wenn sich der Strompreis erhöht. Das sollte sich aber perspektivisch ändern, wenn in Zukunft mehr Strom aus erneuerbaren Energiequellen kommt.

Fotos: Meike Kenn; Christoph Papsch (2)