Damit es warm bleibt: Heizarten im Vergleich

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Neue Heizungen braucht das Land: Steigende Preise, unsichere Versorgung, miese Klimabilanz – in den Fokus rücken nachhaltigere Alternativen zu den klassischen Heizarten. Wichtig dabei ist es, die Breite des Angebots im Blick zu haben.

Ein Slogan aus den 1970er-Jahren, der heute so aktuell ist wie nie zuvor, lautet: „Das Private ist politisch.“ Was wir essen und anziehen, wie wir uns bewegen und wohin unsere Reisen führen – immer mehr Bereiche des privaten Lebens erhalten politische Bedeutung. Beim Thema Energie wird das besonders deutlich, der Grund liegt auf der Hand: Die fossilen Energien, die über Jahrzehnte selbstverständlich zur Verfügung standen, sind plötzlich knapp – und politisch wie gesellschaftlich nicht mehr erwünscht. Fossile Brennstoffe werden teuer bleiben, nachhaltige Alternativen dagegen gefördert.

Wer also über eine neue Heizungsanlage nachdenkt, sollte schauen, was je nach Gebäude und Bedarf technisch möglich ist und wie sich das rechnet. Ob bei Sanierungen von Bestandsbauten oder bei Neubauten. Beschäftigt man sich mit den Kosten und Fördermöglichkeiten der Systeme, merkt man schnell: Das Thema besitzt aktuell eine große Dynamik. Es ist daher klug, Preise, Marktentwicklungen und politische Weichenstellungen sehr genau zu beobachten, um am Ende in Sachen Heizungslösung eine Entscheidung zu treffen, die nachhaltig gut ist: fürs Klima und die Energieeffizienz – und fürs eigene Budget.

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Naturbelassene Reste: Heizen mit Holzpellets

So funktioniert’s
Die Pellets werden in ausreichender Menge gelagert, zum Beispiel in einem Gewebetank. Je nach Bedarf schiebt ein Einschub-Automatismus die Pellets in den Brennerraum. Dort werden die Pellets zum Beispiel über ein Heißluftgebläse entzündet. Die entstehende Hitze wärmt Wasser in einem Kessel, das dann nach dem Prinzip einer Zentralheizung die Räume erwärmt.

Die großen Vorteile
Pellets oder Hackschnitzel werden aus Abfallprodukten der Holzverarbeitung gefertigt, zum Beispiel aus getrockneten Sägespänen oder Sägemehl. Sie zu verbrennen, ist klimaneutral. Um sie zu beziehen, sind keine langen Transportwege wie bei fossilen Brennstoffen notwendig. 

Bevorratung
Pellets müssen immer vorrätig sein: Der Lagerraum muss die notwendige Kapazität dafür aufweisen, trocken sein und über eine gute Belüftung verfügen. 

Rückstände
Durch das Verbrennen entsteht Asche. Über deren Eignung als Düngemittel entscheidet der Anteil der Schwermetalle.

Verfügbarkeit
Holz zählt zu den knapper werdenden Rohstoffen. Bereits gestiegene Pelletpreise könnten weiter anziehen.

Nachhaltigkeit
Deutsche Pellets erfüllen Standards nachhaltiger Forstwirtschaft. Wer günstige Import-Pellets bezieht, sollte auf Transparenz und Qualität achten.

Förderung
Wer in einem Bestandsbau eine Öl- oder Gas- durch eine Pelletheizung ersetzt, erhält vom Bund einen Zuschuss zu den förderfähigen Kosten von 20 Prozent. Beim Neubau beträgt der Fördersatz der KfW Bankengruppe in Form eines Kredits mit Tilgungserlass bis zu 15.000 Euro. Voraussetzung: Der Bau entspricht den Anforderungen eines Effifizienzhauses 40. Der Energie bedarf liegt hier bei lediglich 40 Prozent des Standardwerts.

Weitere Heiz-Optionen
Scheitholzkessel mit Vergasertechnik erzeugen Heizungswärme durch das Verbrennen von naturbelassenen Stücken. Wer die Wärme direkt nutzen möchte, wählt einen Kamin. Erhältlich sind auch wasserführende Kaminöfen, die Wasser erwärmen, welches über einen Wärmetauscher und einen Pufferspeicher dem zentralen Heizsystem zugeführt wird. 

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Strahlender Stern: Heizen mit Solarthermie

So funktioniert’s
Auf dem Dach ist nicht nur die Stromerzeugung mit einer Photovoltaik-Anlage möglich, sondern auch die Wärmegewinnung mit Solarthermie. Vereinfacht erklärt: Die Sonnenstrahlen dienen als Wärmequelle und erwärmen eine aus Wasser und Frostschutz bestehende Flüssigkeit in den Sonnenkollektoren. Die heiße Flüssigkeit wird durch eine Leitung zu einem Solar- oder auch Pufferspeicher geleitet. Dort wird die Wärme vom Wasser im Speicher aufgenommen, welches bei Bedarf als Heizungsunterstützung ins Haus geleitet wird. Die abgekühlte Wärmeträgerflüssigkeit fließt zurück zu den Kollektoren.

Förderung
Die KfW Bankengruppe fördert den Einbau einer Solarthermie-Anlage bei Bestandsbauten, wenn sie im Rahmen einer Sanierungsmaßnahme den Anforderungen eines Effifizienzhauses 85 genügen.

Die großen Vorteile
Die Sonne gibt ihre Kraft gratis ab. Sie zu nutzen, ist absolut klimaneutral. Die Technik der Kollektoren ist erprobt, ihre Effifizienz wird immer besser.

Leistung
Heizen muss man dann, wenn die Sonne seltener scheint. Daher wird neben der Solarthermie ein zweites System benötigt. Nachhaltig ist die Kombination mit einer Wärmepumpe.

Voraussetzung
Infage kommt ein Dach ohne Schatten in südlicher Ausrichtung. Es sollte eine Neigung von mindestens 45 Grad besitzen.

Flächenverbrauch
Wer auf dem Dach Kollektoren für Solarthermie anbringt, kann diese Fläche nicht mehr für Photovoltaik-Kollektoren nutzen, falls solch ein System ebenfalls installiert werden soll. Für Solarthermie-Kollektoren spricht, dass sie pro Quadratmeter einen höheren Energieertrag haben sowie als Ersatz für fossile Brennstoffe das Klima schützen und das Budget schonen.

Winter-Sommer-Dilemma
Ein Trick, der an kurzen Tagen die Leistung optimiert: Neigen Sie die Kollektoren etwas steiler, um in den Wintermonaten auch die Kraft der tieferstehenden Sonne zu sammeln. Was in dieser Jahreszeit zudem wichtig ist: das Einfrieren der Transportflüssigkeit mithilfe von Frostschutzmittel verhindern und die Kollektoren von Schnee befreien.

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Elektrische Ladung im Fluss: Heizen mit Strom

So funktioniert’s
Statt mit der Verteilung von warmem Wasser arbeiten Stromheizungen mit der Wärme, die entsteht, wenn ein elektronischer Leiter unter Spannung gesetzt wird. Es bildet sich ein elektrischer Widerstand, der Wärme freisetzt. Diese Wärme erhitzt Heizkörper oder Strahlungsflächen an der Wand und auf dem Fußboden. Diese Flächen geben die Wärme entweder direkt in Form von Wärmewellen an die Objekte ab (Infrarotheizung) oder über die Luft (Konvektionsheizung) in den Raum.

Die großen Vorteile
Ein System ohne Kessel und Rohre, Lieferungen und Lagerungen: Wer mit Strom heizt, benötigt nur einen elektrischen Anschluss, und schon wird es warm. Die Systeme sind günstig in der Anschaffung und wartungsfrei. Nachhaltiger werden sie, wenn die eigene Photovoltaikanlage den Strom erzeugt.

Strompreis
Bis Anfang 2022 galt das Heizen mit Strom als unsinnig teuer: Circa 32 Cent kostete die Kilowattstunde, bei Öl und Gas fielen lediglich ein Fünftel davon an. Das hat sich geändert. Jedoch erreicht auch der Strompreis Höchststände.

Effizienz
Um einen Raum warm zu bekommen, ist mehr Energie nötig, als das bei allen anderen Heizsystemen der Fall ist. 

Photovoltaik (PV)
Nach dem Ende der EEG-Umlage ist es weniger lukrativ, überschüssige Energie aus der eigenen PV-Anlage ins Netz einzuspeisen: Hier kommen Elektroheizungen als Abnehmer im eigenen Haus ins Spiel.

Förderung
Ob Bund oder KfW Bankengruppe: Der Einbau von Elektroheizungen wird nicht gefördert. Eine Querförderung ergibt sich, wenn für den Betrieb der Elektroheizung eine eigene Photovoltaikanlage installiert wird.

Renaissance der Nachtspeicher
Schreitet der Ausbau der Windkraft schnell voran, kann es dazu kommen, dass in windigen Nächten mehr Strom produziert wird, als benötigt wird. Gefragt sind dann Anlagen, die diesen elektronischen Überschuss kurzfristig speichern können. Besonders einfach geht das mit Nachtspeichern, die nachts gefüllt werden und tagsüber den Strom für elektrische Heizungen nutzen. Übrigens gab es solche Speicher schon einmal in den 1950er-Jahren, als der Energieverbrauch zu nachtschlafender Stunde viel deutlicher zurückging, als es heute der Fall ist.

Foto: Vaillant Deutschland GmbH & Co. KG

Gut gekoppelt: Heizen mit Blockheizkraftwerk

In einem Blockheizkraftwerk (kurz: BHKW) erzeugt das Entzünden eines Brennstoffs gleich zwei Energieformen: Wärme und Elektrizität. Der Strom kann direkt für das Haus genutzt werden, die Wärme wird in einen Pufferspeicher transportiert, wo sie für Heizung und Warmwasser zur Verfügung steht. Der Vorteil dieser Form der Kraft-Wärme-Kopplung im Keller der Verbraucher: Weil die Wege kurz sind, geht nur wenig Energie verloren. Bis zu 90 Prozent der Primärenergie wird genutzt. Zum Vergleich: Bei Großkraftwerken liegt dieser Anteil bei unter 50 Prozent. Grundsätzlich kann ein Blockheizkraftwerk mit allen Brennstoffen betrieben werden.

Waren Gas und Öl viele Jahre lang der Standard, kommen mehr und mehr erste Anlagen für Pellets, Hackschnitzel oder Stückholz auf den Markt oder befinden sich in der Testphase. Der große Vorteil: Anders als Wärmepumpen, deren Leistung bei Altbauten mit schlechterer Energieeffizienzklasse eventuell nicht ausreicht, sind Blockheizkraftwerke mit Pellets auch für solche Bestandsbauten geeignet. Jedoch sind die Anlagen deutlich teurer als andere Heizsysteme und hinzu kommt, dass es bislang erst wenige Blockheizkraftwerke für Ein- oder Zweifamilienhäuser gibt. Allerdings schreitet die Entwicklung rasch voran.

Foto: Photocase

Wärme aus der Umwelt: Heizen mit einer Wärmepumpe

Wärmepumpenheizungen, und hier insbesondere die Luftwärmepumpe, welche der Außenluft Wärme entzieht, werden weiter an Bedeutung gewinnen. Wobei sich bei dieser Heizungslösung schon jetzt zeigt, dass die Nachfrage das Angebot übertrifft, was zu Teuerungen und Wartezeiten führt. Zudem müssen in Bestandsbauten Bedingungen erfüllt sein, damit eine Wärmepumpenheizung effizient ihren Dienst verrichten kann: Mit kleinen Heizkörpern und schlechten Dämmwerten kommt die Heizungsanlage weniger gut zurecht.

Als Folge des Klimawandels geraten Heizungsanlagen in den Blick, die nicht nur heizen, sondern auch kühlen können. Sehr einfach ist das passive Kühlen mithilfe einer Erdwärmepumpe: Die Heizungsanlage tauscht die warme Raumluft gegen die kühleren Temperaturen aus dem Erdreich aus. Der Aufwand ist gering, die Kühlleistung beträgt drei Grad. Wer mehr möchte, setzt auf aktives Kühlen. Dabei entzieht das System der Umgebungsluft im Raum die Wärme. 

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Häufigstes Element im Universum: Heizen mit Wasserstoff

Für viele Experten ist aus ökologischem Strom erzeugter grüner Wasserstoff die Energieform der Zukunft. In Form von Brennstoffzellen ist er vielfältig einsetzbar – in Industrieanlagen, Fahrzeugen oder Heizungen. Das Prinzip funktioniert, ähnlich wie in Blockheizkraftwerken, mit der Kraft-Wärme-Kopplung: In der Brennstoffzelle reagiert der Wasserstoff chemisch auf die Luft, es entstehen Strom und Wärme – und zwar bei grünem Wasserstoff absolut emissionsfrei.

Ohne Aufwand installiert werden kann die Brennstoffheizung derzeit nur in Gebäuden, die einen Gasanschluss haben, denn durch diese Leitungen fließt bis auf Weiteres auch Wasserstoff. Da die Technik noch am Anfang steht, sind die Investitionskosten hoch: Damit die Preise fallen, muss die Technologie erst noch weitere Verbreitung finden.

Drei Einsatzbereiche digitaler Ideen für mehr Effizienz.

1. Smart heizen mit System
Eine Heizung, die sich ausstellt, wenn niemand im Haus ist, die automatisch die Wohlfühltemperatur regelt – und zwar sogar individuell für die einzelnen Bewohner –, die den Wetterbericht kennt und eigenständig auf Außentemperaturen reagiert und die ihre Leistung drosselt, wenn im Winter kurz gelüftet wird: Digitales Heizmanagement sorgt dafür, dass möglichst wenig Energie verloren geht. Und selbstlernende Heizsysteme ermöglichen dabei optimale Anpassungen für eine hohe Effizienz.

2. Schnell installiert: der smarte Thermostat
Wer schnell und ohne großen Aufwand und Kosten mit cleveren Helfern heizen möchte, für den empfehlen sich smarte Thermostate. Die programmierbaren Geräte helfen dabei, optimale Raumtemperaturen und gewünschte Heizzeiten einzustellen. Es genügt häufig, an den Heizkörpern den alten Thermostatkopf ab- und ein neues Modell anzuschrauben. Eine Steuerung per App oder mit einem Sprachassistenten erhöht den Bedienungskomfort.

3. Licht und Schatten nutzen
Im Winter können an kalten, klaren Tagen die Sonnenstrahlen ein wenig Wärme bringen, im Sommer bieten Verdunkelungen und Schatten Schutz vor zu großer Hitze. Intelligente Markisen-, Jalousien- und Rollläden- Systeme sind in der Lage, die Räume bestmöglich vor Hitze zu schützen oder Sonnenlicht hereinzulassen. Das ist im Sommer gut fürs Wohlbefinden, spart Strom, weil keine andere Kühlung notwendig ist, und führt im Winter dazu, dass die Heizung etwas weniger leisten muss.

 

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