Neue Regeln für Kamine?

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Ab dem 1. Januar 2024 greift bundesweit das Gebäudeenergiegesetz (GEG), umgangssprachlich oft Heizungsgesetz genannt. Auch Kaminofenbesitzer fragen sich, was da eigentlich auf sie zukommt. Ein Gespräch mit Vanessa Didam, Schornsteinfegermeisterin und Energieberaterin. Die 31-Jährige lebt in Köln und gibt auf ihrem Instagram-Kanal @vanessa.didam einen Einblick in ihre tägliche Arbeit.

Kehrhaspel, Stoßbesen, Schultereisen, Rohrhexe und Leine: Für ihre Arbeit verfügt Vanessa Didam über eine breite Palette an Werkzeugen, die es zu beherrschen gilt. Foto: Vanessa Didam

Vanessa Didam, müssen Kaminöfen bald außer Betrieb genommen werden?
Ein Eindruck aus meiner täglichen Arbeit ist, dass viele nicht wissen, dass Kaminöfen gar nicht von dem GEG betroffen sind. Stattdessen regelt die erste Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes den Einsatz von Feuerungsanlagen. Darin sind längst Übergangsfristen zur Nachrüstung von Kaminen festgelegt. Bis zum 31. Dezember 2024 müssen Kamine umgerüstet werden, die zwischen 1. Januar 1995 und 21. März 2010 installiert wurden. Ganz alte Exemplare mussten bereits aus dem Betrieb genommen werden. Diese Gesetzesänderungen kommen also alles andere als aus heiterem Himmel.

Wer kontrolliert, ob die Kamine tatsächlich nachgebessert werden?
Schornsteinfeger machen die Kunden darauf aufmerksam, wenn mit dem Kamin etwas nicht in Ordnung ist und aufgerüstet werden muss. Uns Schornsteinfegerinnen und Schornsteinfegern ist es wichtig, dass Anlagen wirklich nachgerüstet werden, weil auch das ein Baustein ist, um die Energiewende zu unterstützen. Passiert das nicht, leiten wir das weiter. Das zuständige Ordnungsamt kann dann ein Bußgeld verhängen.

Woher weiß ich, wie viel Feinstaub mein Kaminofen ausstößt?
Grundsätzlich hat jeder Kamin ein Typenschild, das sich in der Regel an der Rückseite befindet. Falls nicht, kann man den Hersteller oder auch den bezirksbevollmächtigten Schornsteinfeger fragen, ob dieser zu älteren Modellen noch Unterlagen hat.

Wie rüstet man einen Kamin ideal um?
Dafür gibt es Feinstaubfilter. Sie einzubauen, ist nicht allzu aufwendig. Sie können entweder am Ofenrohr oder an der Mündung oben am Schornstein eingebaut werden. Diese Filter sind derzeit aber noch relativ teuer. Deshalb lohnt es sich finanziell eigentlich fast schon, den gesamten Kamin auszutauschen.

Die Arbeit von Schornsteinfegern unterlag schon immer dem Wandel. Sie sind heute wichtige Ansprechpartner für alle Energiefragen in ihrem Bezirk. Foto: Vanessa Didam

Und das reicht dann aus?
Wenn das neue Modell die Richtlinien erfüllt, in der Regel schon. Aber natürlich hängt die Menge an Emissionen auch immer vom Menschen ab. Nur wer einen Kamin richtig benutzt, kann so auch den Feinstaubausstoß reduzieren. Denn wie bei vielen anderen technischen Geräten auch, finden die Feinstaubmessungen bei der Herstellung unter speziellen Prüfbedingungen statt, die ein bisschen fiktiv sind.

Wie benutzt man einen Kamin richtig?
Erst einmal ist es wichtig, mit der richtigen Menge an Holz zu heizen, abhängig von der Leistung des Ofens. Bei einer Leistung von vier Kilowatt sollte man nicht mehr als eineinhalb Kilogramm Holz dazugeben. Noch wichtiger: Die Sauerstoffzufuhr nicht drosseln! Und natürlich keinen Müll im Kamin verbrennen, nicht einmal Papier.

Ist das nicht selbstverständlich?
Das sollte es sein und wird auch von vielen gemacht. Es sollte nur das verheizt werden, was der Hersteller beziehungsweise Paragraf 3 der Bundes-Immissionsschutzverordnung vorgeben. Eine Zeitung gehört nicht in den Kamin!

Wie umweltschädlich sind Kaminöfen?
Sie sind nicht so schädlich, wie man vielleicht denkt. Das steht und fällt wirklich mit dem eigenen Nutzerverhalten. Das Holz sollte vollständig verbrennen. Dabei hilft eine separate Verbrennungsluftversorgung, durch die mehr Sauerstoff einströmt. Bei einer unvollständigen Verbrennung bildet sich auch das giftige Kohlenmonoxid. Wer einen Kamin nutzt, sollte es deshalb nicht bei einem Schwelbrand belassen.

Die regelmäßige Reinigung von Kaminen ist Pflicht. Dadurch wird ein Schaden am Gerät verhindert und Energie gespart. Foto: Vanessa Didam

Wo setzt man an, wenn man die Effizienz seines Kamins verbessern möchte?
Neben der Verbrennungsluftversorgung sollte man auch darauf achten, dass der Kamin über sogenannte Wassertaschen verfügt. So ist er ans Wassersystem angeschlossen und kann die Wärme ins Heizsystem einspeisen. Das macht ihn viel effizienter, als würde man ihn nur für das Heizen eines einzelnen Raums einsetzen. Außerdem gilt: Masse macht Klasse. Ein Kamin mit vielen Steinplatten kann die Wärme viel länger halten als ein einfacher Blechofen.

Worauf sollte man achten beim Neukauf? Gibt es Gütesiegel?
Aktuell sollten Kamine die Stufe 2 der Bundes-Immissionsschutzverordnung einhalten. Zudem sollte man darauf achten, wofür die Gütesiegel eigentlich stehen. Manchmal verbirgt sich dahinter lediglich ein Designpreis. Auch wenn Hersteller angeben, dass der Ofen über einen zusätzlich Filter verfügt, ist das häufig Marketing, da dieser zum Teil schon nach der dritten oder vierten Benutzung des Ofens weniger effizient filtert. Um sicherzugehen, sollte man nach dem Blauen Engel Ausschau halten. Dieses Siegel ist wirklich vertrauenswürdig.

Kann die Pflege die Leistung beeinflussen?
Wenn das Ofenrohr wenigstens einmal im Jahr gereinigt wird und die Verbrennungsluftzuführung rostfrei bleibt, dann hat man schon einiges für eine bessere Funktionsweise getan. Dabei helfen auch Werkzeuge wie zum Beispiel Drahtbürsten oder ein Aschesauger. Auf den Klappen, die sich über dem Ofen befinden und die Wärme noch ein bisschen länger im Ofen einbehalten, lagert sich öfters Ruß ab. Der sollte regelmäßig abgesaugt werden, damit der Abgasweg frei bleibt.

Wieso sollte man heutzutage überhaupt noch einen Kamin haben?
Einige Menschen fühlen sich durch den Einsatz eines Kamins ein Stück weit autark, weil sie Wärme selbst erzeugen zu können. Für andere zählt das Gefühl der Gemütlichkeit. In meiner Arbeit als Schornsteinfegerin habe ich es aber auch erlebt, dass ein Kamin aufgrund des Aufbaus des Gebäudes die einzig mögliche Energiequelle darstellte. Und natürlich spielt auch immer der eigene Geldbeutel eine Rolle.

Sie sind seit 15 Jahren Schornsteinfegerin. Was ändert sich denn eigentlich für Sie?
Natürlich fallen Aufgaben zum Teil weg, seitdem die Leute weniger auf Kamine und mehr auf Energiequellen wie Solaranlagen oder Wärmepumpen setzen. Aber der Beruf des Schornsteinfegers unterlag schon immer dem Wandel. Viele von uns bilden sich zum Energieberater weiter und irgendwann sollen Schornsteinfeger auch Wärmepumpen überprüfen, weil es da einfach einen Fachkräftemangel gibt. Für unsere Innung gilt dasselbe wie für Eigenheimbesitzer: Man sollte offen sein, auch für neue und ökologischere Arten des Heizens. Denn die Energiewende gelingt nur, wenn jeder seinen Teil dazu beiträgt.

Foto oben / Header: Vanessa Didam

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