Das smarte Haus wird Realität

Lange war Smart Home ein Nischenprodukt. Doch die aktuelle Generation ist nicht nur für Technikfans interessant. Wir geben einen Überblick.

Ein Kühlschrank, mit dem man sprechen kann, war viele Jahre der Inbegriff von Smart Home – und nicht im positiven Sinne. „Wer braucht denn so etwas?“, war die übliche Reaktion. Nun ja, vor zehn Jahren fanden die meisten Menschen Smartphones mit Kamera und Internetzugang auch überflüssig. Mit besserer Fotoqualität und erschwinglichem Internet kamen diese dann im Mainstream an.

Auch aktuelle Smart-Home-Technik ist leistungsstärker als die erste Generation, besser zu bedienen und leichter einzurichten. Und kann tatsächlich hilfreich sein: beim Energiesparen oder um das Leben komfortabler und sicherer zu machen. Die Grafik oben zeigt, was technisch in Sachen Smart-Home-Lösung bereits alles möglich ist. Im Übrigen: Den smarten Kühlschrank gibt es immer noch. Und Hand aufs Herz: Würden Sie nicht auch manchmal im Supermarkt gerne wissen, was da gerade noch so alles drin liegt? Mit einem smarten Kühlschrank ist das aus der Ferne möglich.

 

Trend 1: Alle smarten Geräte sollen endlich miteinander sprechen können

Die Auswahl an smarter Technik für den Haushalt ist mittlerweile riesig. Doch häufig lassen sich die Produkte nicht kombinieren, da sie nicht dieselbe „Sprache“ sprechen. Das war bisher von den Herstellern und Anbietern so gewollt: Indem sie die Produkte der Konkurrenz ausschließen, versuchen sie ihre eigenen Standards und Plattformen auf dem Markt durchzusetzen.

Solche Formatkriege gibt es bei der Einführung neuer Technik immer wieder: So hat zum Beispiel die Blu-Ray-Disk die HD-DVD verdrängt und Automobile mit Verbrennungsmotor stachen um 1910 Elektroautos (vorerst) aus.

 

Kompatible Geräte: Zahlreiche Standards bremsen das intelligente Zuhause aus
Im Smart-Home-Bereich blieb der Sieg eines Standards bisher aus – und zeichnet sich auch nicht ab. Vielmehr leidet die gesamte Branche unter dem Formate-Wirrwarr, da potenzielle Käufer davon abgeschreckt werden. Seit einiger Zeit öffnen Anbieter deswegen ihre Technik für die Konkurrenz oder bilden Allianzen.

 

„Connected Home over IP“ ist gestartet
Doch erst jetzt hat sich ein Bündnis formiert, das alle Schwergewichte der Szene vereint: Apple, Amazon, Google, IKEA, die ZigBee-Allianz und andere Unternehmen wollen eine übergreifende Plattform etablieren. „Connected Home over IP“ lautet das Ende 2019 gestartete Projekt. Ziel ist die Entwicklung eines offenen Standards, der das Internet Protocol (IP) nutzt.

Das IP bildet die Grundlage des Internets, und aufgrund der großen Verbreitung des Netzwerkprotokolls entschied sich das Bündnis für dessen Verwendung. Wann genau erste Produkte mit dem neuen Standard veröffentlicht werden, steht noch nicht fest. Einige Experten gehen bereits von Ende dieses Jahres aus. Klar ist schon jetzt: Ein gemeinsamer Standard ist der wichtigste noch fehlende Baustein zum Durchbruch von Smart Home.

Smarte Szene zum Aufstehen: Ein Zuruf an den digitalen Assistenten genügt und die Rollläden fahren hoch, der Lieblingsradiosender ertönt und im Bad geht das Licht an. Illustration: C3 Visual Lab

Trend 2: Mit smarten Szenen dirigiert der Nutzer seine Technikelemente

Smart-Home-Technik funktioniert bisher vor allem punktuell: Die smarte Beleuchtung erstrahlt per Sprachbefehl, die programmierte Heizung sorgt morgens für Wärme im Bad, und bei schlechter Raumluft öffnen sich die Fenster automatisch. Doch jetzt werden smarte Szenen immer beliebter. Hierbei werden eine ganze Reihe von Anwendungen und Geräten verknüpft. Wer beispielsweise seinem digitalen Assistenten aus dem Bett zuruft: „Starte den Morgen!“, erlebt daraufhin, wie die Rollläden sich öffnen, der Lieblingsradiosender ertönt und im Bad das Licht angeht. Der Nutzer als Dirigent smarter Technik. 

 

Mit einer App zur szenischen Steuerung
Solche Szenen sind nicht neu, und findige Bastler programmieren sie seit Langem. Doch bisher musste man sich oft durch viele Menüs arbeiten, die zudem nicht immer intuitiv gestaltet waren, oder auch improvisieren, um ans Ziel zu kommen. Inzwischen gibt es diverse Apps, die das einfacher machen: Teilweise sind smarte Szenen bereits angelegt, die an die eigenen Wünsche angepasst werden können.

So könnten bei „Starte den Heimkino-Abend!“ der Fernseher und die Sound-Anlage anspringen, die Rollos runterfahren und das Licht ausgehen. Auch Szenen für einen besseren Schutz und eine höhere Sicherheit sind denkbar: Wird beispielsweise der Bewegungsmelder auf der Veranda aktiviert, gehen dort alle Lichter an und die Videokamera sendet automatisch ein Bild an den Fernseher. Der Fantasie sind somit eigentlich nur noch durch die installierte Technik Grenzen gesetzt.

Smarte Szene für den Kinoabend: Per Sprachbefehl springen das TV und die Hi-Fi-Anlage an, die Rollos fahren runter und das Licht geht an. Illustration: c3 Visual Lab

Trend 3: Die Roboter ziehen bei uns ein

Roboter gehören längst zum Alltag. Sie mähen den Rasen, saugen und wischen für uns, selbst die Regenrinne machen sie im Handumdrehen sauber. Solche Maschinen werden Jahr für Jahr intelligenter und lassen sich teilweise bereits ins Smart-Home-System integrieren. In der Regel sind sie aber nur auf eine Fähigkeit spezialisiert.

Hightech-Unternehmen arbeiten jedoch bereits an Robotern, die ein großes Spektrum an Aufgaben erfüllen können. Auch wenn der Weg zum Allround-Roboter sicherlich noch weit ist, könnte die nächste Generation bereits Essen servieren, Botengänge innerhalb der eigenen vier Wände erledigen, Pflegeaufgaben übernehmen oder als Gesprächspartner dienen.

Zugegeben, das wird höchstwahrscheinlich nicht nächstes Jahr der Fall sein, vielleicht auch noch nicht übernächstes, aber so ein Saugroboter, der zielsicher jede Socke auf dem Boden umfährt, anstatt sie stur zu fressen, ist doch schon einmal eine gute Möglichkeit, um sich an die elektrischen Helfer in den eigenen vier Wänden zu gewöhnen.

Illustration: C3 Visual Lab

Sicherheit:
Intelligente Helfer für mehr Sicherheit: Rauchmelder schlagen auf Ihrem Smartphone Alarm, wenn Sie nicht zu Hause sind. Wasserleck-Detektoren an schwer einsehbaren Stellen melden Probleme, die sonst eventuell erst viel später auffallen würden. Die smarte Wetterstation informiert Sie, wenn drinnen die Kohlendioxid-Grenzwerte überschritten werden und Sie besser schnell lüften sollten. Und mit der Videosprechanlage sehen Sie immer, wer vor der Tür steht.

 

Komfort:
Bei Smart Home fängt der Komfort an der Haustür an: Das elektronische Türschloss lässt sich mit dem Smartphone öffnen, wodurch Freunden auch bei eigener Abwesenheit Zugang gewährt werden kann. Außerdem stellen Heizkörperthermostate automatisch die ideale Temperatur ein und Leuchten gehen an, sobald Sie das Haus betreten.

Smarte Lautsprecher dienen als Ohr Ihres Sprachassistenten. Garagentor, Rollläden und Waschmaschine lassen sich aus der Ferne bedienen. Der Mähroboter kümmert sich um den Rasen und die Bewässerungsanlage erkennt, wann der Boden Feuchtigkeit braucht. Zurücklehnen und sich entspannen müssen Sie aber noch selbst!

 

Einbruchschutz:
Um Einbrecher abzuwehren oder auf frischer Tat zu ertappen, gibt es zahlreiche Produkte für drinnen und draußen. So registrieren Bewegungsmelder verdächtige Bewegungen und Fenster- und Türkontakte melden unerlaubte Benutzung. 

Mit Überwachungskameras behalten Sie auch aus der Ferne alle Räume und Ihr Grundstück im Blick. Besonders wirkungsvoll ist es, wenn Sie Elemente kombinieren: So kann der Bewegungsmelder die smarte Beleuchtung anspringen lassen und der Fensterkontakt bringt die Sirene zum Heulen. Solche plötzliche Aufmerksamkeit schlägt Einbrecher in die Flucht.

Was die Ganoven auch nicht mögen: in belebte Häuser einzudringen. Mit Smart Home können Sie Ihre Anwesenheit vorgaukeln. Wenn das Licht brennt und der Fernseher läuft, bleiben die Einbrecher weg.

 

Energie:
Wenn die Heizung sich selbst reguliert, also nur dann läuft, wenn sie wirklich muss, spart das teure Energie. Auch Lampen, die nur leuchten, wenn jemand vor Ort ist, senken die Stromkosten. Zudem gibt es Energiemanagementsysteme, um zum Beispiel den selbst erzeugten Strom von der Photovoltaikanlage optimal im Haus zu verteilen. Auch eine Wandladestation für E-Autos kann darin integriert werden. Und dank smarter Steckdosen, die den Stromfluss bei Bedarf kappen, lassen sich selbst unsmarte Stromfresser aus der Ferne an und ausschalten.

 

Auf dem Weg zum schlauen Zuhause

Wie planen Sie am besten Ihr Smart Home, was müssen Sie alles bedenken, wer hilft Ihnen weiter? Fragen über Fragen – hier gibt es die Antworten.

 

Ziel setzen: Was soll mein Smart Home können?
Kein Smart Home gleicht dem anderen, da es nach den Bedürfnissen und Wün-schen des jeweiligen Nutzers eingerichtet wird. Dabei muss es sich freilich nicht gleich um ein komplettes System mit allen nur erdenklichen Anwendungen handeln. Ist Ihnen vor allem das Energiesparen wichtig? Der Schutz vor Einbrechern? Oder doch eher der Komfort? Wollen Sie eine intelligente Beleuchtung oder lieber ein smartes Heizungssystem haben? Für diese und noch weitere Anwendungs-bereiche gibt es spezielle Einsteigerpakete.

Ein Tipp: Erstellen Sie eine Liste mit all den Dingen, die Ihr Smart Home können soll. Recherchieren Sie dann einfach nach den benötigten Komponenten auf den Inter-netseiten der Hersteller oder lassen Sie sich in einem Elektronikfachgeschäft beraten.

 

Entscheiden: Funk oder Festverkabelung?
Ein festverkabeltes Smart-Home-System ist zu empfehlen, wenn Häuser sich noch im Planungsstadium befinden oder Wohnungen und Häuser saniert werden sollen. Da die Kabel natürlich größtenteils in den Wänden verlegt werden, ist es ideal, wenn das von vornherein so geplant wird oder die Wände sowieso demnächst aufgerissen werden müssen. Die Vorteile einer Festverkabelung sind, dass das System sozusagen aus einem Guss ist und zudem alle Schalter und Steckdosen garantiert dort sind, wo sie auch gebraucht werden.

Wenn Sie Ihre Wände nicht aufreißen möchten, in einem Altbau wohnen, der sich für solche Eingriffe nicht eignet, oder ein Mieter sind, haben Sie dennoch die Möglichkeit, Ihr Zuhause smart zu machen. Hier bietet Smart-Home-Funktechnik eine Alternative. Auch in diesem Segment ist die Auswahl an Komponenten sehr groß.

 

Recherchieren: Welchen Standard wähle ich?
Mittlerweile gibt es zahlreiche Anbieter von smarter Technik. Doch wenn Sie jetzt denken „Alles klar, dann habe ich ja die große Auswahl und kann alles frei zusammenstellen!“, liegen Sie leider nicht ganz richtig.

Denn die Technik eines Anbieters kommuniziert nicht unbedingt mit der eines anderen. Welche Geräte Sie miteinander kombinieren können, hängt davon ab, für welchen Technikstandard sie jeweils ausgelegt sind.

HomeMatic, EnOcean, ZigBee und Z-Wave gehören zu den weitverbreitetsten Standards. Solange Sie sich an einem dieser Standards orientieren, funktionieren die entsprechenden Elemente untereinander.

 

Budget planen: Was bin ich bereit auszugeben?
Festverkabelte System sind aufwendiger und teurer als Funktechnik. Sie schlagen mit mehreren Tausend Euro zu Buche. Dafür fügen sich die verbauten Komponenten fast unsichtbar in die Wohnumgebung ein. Experten halten zudem festverkabelte Systeme für wartungsärmer – ein Vorteil für Menschen, die, falls die Technik mal hakt, kleinere Probleme nicht selbst lösen können.

Wer auf Funktechnik setzt, hat die Wahl zwischen diversen Starter-Sets und Komplettsystemen sowie die Option, Element für Element nachzurüsten. Starter-Sets von renommierten Herstellern gibt es schon ab rund 200 Euro zu kaufen.

 

Installieren: Soll ich selbst Hand anlegen?
Bei festverkabelten Lösungen stellt sich diese Frage gar nicht, da Sie hier von vornherein auf Experten angewiesen sind. Bei Funktechnik sieht das anders aus. Hier achten die Hersteller normalerweise darauf, dass ein System möglichst ohne viel Aufwand vom Nutzer selbst installiert werden kann.

Wenn Sie also was von Technik verstehen, können Sie durchaus selbst Hand anlegen. Trauen Sie sich das nicht zu, können Sie Hilfe in Anspruch nehmen, zum Beispiel vom Experten aus dem Elektrofachgeschäft. Bei komplexeren Komponenten wie smarten Rollläden oder Garagentoröffnern helfen auch die Profis aus der jeweiligen Branche weiter. 

 

Bedienen: Muss ich etwas programmieren?
Sobald alles eingerichtet ist, sollte Ihr Smart Home ohne komplexe Eingaben funktionieren. Wer jedoch zum Beispiel smarte Szenen definieren möchte, muss natürlich festlegen, in welcher Reihenfolge welche Geräte was machen sollen. Klingt aufwendig, sollte aber für jeden, der auch ein Smartphone bedienen kann, lösbar sein. Und wenn Sie noch komplexere Abläufe einrichten möchten, finden Sie auf Ratgeberseiten im Internet zahlreiche Tipps und Tricks.

 

So machen Sie Ihr Smart Home sicher!

Gute Passwörter:
Wählen Sie lange Reihungen von Zahlen, Sonderzeichen sowie großen und kleinen Buchstaben – alles schön vermischen.

 

Passwörter variieren:
Geben Sie jeder Anwendung ein eigenes Passwort und wechseln Sie dieses regelmäßig. Ersetzen Sie voreingestellte Passwörter durch eigene.

 

Updates durchführen:
Die Software vieler Smart-Home-Anwendungen wird von den Herstellern regelmäßig aktualisiert, um beispielsweise Sicherheitslücken zu schließen. Kontrollieren Sie, ob die Software auf allen Geräten auf dem neuesten Stand ist. Sorgt bequem für mehr Sicherheit: die automatische Update-Funktion.

 

Gerätesperre aktivieren:
Häufig dienen Smartphone oder Tablet als Steuerzentrale fürs Smart Home. Schalten Sie deshalb die Gerätesperre ein, damit kein Fremder Zugriff darauf hat. Noch sicherer als eine PIN-Nummer oder ein Muster sind Fingerabdrücke oder die Gesichtserkennung.

 

Virenscanner nutzen:
In den App-Stores werden gute Virenscanner für Tablets und Smartphones angeboten – auch kostenlose.

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