Du kommst hier nicht rein

Das eigene Zuhause ist ein Ort, um sich geborgen und geschützt zu fühlen. Auch moderne Sicherheitssysteme helfen dabei, ein Gefühl des Wohlbefindens zu schaffen.

Besonderes Gut verdient besonderen Schutz

Geht es um die Sicherheit des eigenen Zuhauses, sind kriminalpolizeiliche Beratungsstellen ein wichtiger Ansprechpartner. Im Interview gibt Geschäftsführer Joachim Schneider einen Überblick, was es beim Schutz des Heims zu beachten gilt.

Herr Schneider, die Einbruchszahlen sind seit Jahren rückläufig Sind technische Maßnahmen für mehr Sicherheit notwendig oder übertrieben?
Ich bin davon überzeugt, und das zeigen auch unsere Erfahrungen, dass viele Menschen in Deutschland sich der Gefahr eines Einbruchs gar nicht bewusst sind. Viele denken: „Bei mir wird schon nicht eingebrochen, da ist ja nichts zu holen.“ Dabei kann niemand einen Einbruch zweifelsfrei ausschließen. Die möglichen Auswirkungen können jedoch groß sein: Ein Einbruch kann nicht nur psychisch sehr belastend sein, sondern auch manches Hab und Gut hat einen hohen ideellen Wert und ist deshalb unersetzbar. Solche Wertgegenstände verdienen einen besonderen Schutz.

Wann benötige ich Sicherheitssysteme wirklich?
Es kommt im Prinzip auf die persönliche Situation und das eigene Sicherheitsempfinden an. Man muss sich fragen: „Was möchte ich schützen? Benötige ich Schutzmaßnahmen, um mich sicher zu fühlen?“ Gedanken machen sollte man sich, wenn alle Hausbewohnerinnen und -bewohner berufstätig sind. Denn Diebe brechen entgegen der allgemeinen Vermutung auch tagsüber ein, wenn niemand zu Hause ist. Außerdem hängt es auch von der Wohnsituation ab. Eine Wohngegend mit hohem Geräuschpegel wie die Nähe zu Bahngleisen begünstigt die Arbeit von Einbrechern.

Wenn ich interessiert bin: Welche Schritte sollte ich zuerst gehen?
Wer möglichst effizient sein Hab und Gut sichern möchte, sollte sich zunächst einmal bei einer (Kriminal-) Polizeilichen Beratungsstelle kostenlos beraten lassen. Die Kolleginnen und Kollegen kommen gegebenenfalls auch zu den Interessenten nach Hause, um sich die Situation vor Ort anzuschauen. Anschließend kennen sie Ihre persönlichen Schwachstellen und schauen in einem zweiten Schritt, in welcher Reihenfolge man die Sicherheit verbessern kann. Heutzutage gibt es natürlich eine Vielzahl an Sicherheitssystemen. Eine Beratungsstelle hilft dabei, Ordnung in den Dschungel an Angeboten zu bringen, und klärt auch über rechtliche Fragen auf, zum Beispiel, wie Videokameras angebracht werden dürfen.

Was ist denn die beste Sicherheitslösung für mein Heim?
Nur eine Lösung gibt es nicht. Neben einem sicherheitsbewussten Verhalten halte ich mechanische Sicherungen für Fenster und Tür für eine Grundvoraussetzung, da sie für Einbrecher große Hindernisse darstellen. Ergänzende Sicherheit bietet zum Beispiel eine Einbruch- und Überfall-Meldeanlage. Damit werden Einbruchsversuche automatisch gemeldet und man kann den Alarm bei Gefahr auch selbst auslösen. Wenn beides abgestimmt zusammenwirkt und fachgerecht verbaut wurde, ist das Heim optimal geschützt. Wählt man für die Ausführung solcher Maßnahmen polizeilich empfohlene Fachunternehmen, ist gewährleistet, dass diese nach den Vorgaben gemäß den Pflichten katalogen der Polizei arbeiten.

Also sollte man hier ausnahmsweise nicht selbst Hand anlegen. Was sollte man noch beachten?
Die Technik sollte schon die richtige sein. Eine Kameraattrappe wird vom geschulten Auge schnell als solche erkannt.

Smart Home spielt im Haus ja heute schon eine wichtige Rolle. Auch bei der Sicherheit?
Na ja, ich würde auf jeden Fall sagen: Es ist noch Luft nach oben. Stand jetzt stellen Smart-Home-Lösungen allein auf jeden Fall noch kein durchgängiges und damit zuverlässiges Einbruchmeldesystem dar. Ein Einsatz dieser Technik kann ich aus polizeilicher Sicht derzeit vor allem als Anwesenheitssimulation empfehlen. Das heißt, das System spielt einem äußeren Betrachter beispielsweise durch Rollladen- und Lichtsteuerung ein bewohntes Haus vor. Wer Smart Home sonst noch zum Einbruchschutz einsetzen will, kann smarte Anwendungen mit zertifizierte Alarmanlagen kombinieren. Dabei sollte allerdings gewährleistet werden, dass von den Smart-Home- Komponenten keine Steuerbefehle (z. B. Scharf- und Unscharfschaltung) an die Alarmanlage gegeben werden können.

Kann diese Technologie ihrerseits auch ausgehebelt werden?
Durchaus und das gilt ja grundsätzlich für Smart-Home-Systeme: Sie müssen ausreichend abgesichert sein, um kein willkommenes Einfallstor für Hacker zu werden, die persönliche Daten ausspähen oder die Geräte für kriminelle Zwecke missbrauchen wollen. Daten, die zum Beispiel online zwischen einem Endgerät des Verbrauchers (zum Beispiel ein Kühlschrank) und der Steuerungszentrale ausgetauscht werden, sagen viel über die Gewohnheiten der Hausbewohner aus und sind deshalb besonders sensibel.

Dementsprechend sollte man auch hier wachsam sein?
Genau. Man sollte frühzeitig die Software aktualisieren, wenn es Updates gibt, und im Idealfall VPN für eine gesicherte Verbindung ins häusliche WLAN nutzen. Und natürlich die Weitergabe und den Schutz persönlicher Daten bedenken. Aber das gilt ja für alle sensiblen Daten im Alltag.

 

Mit Sicherheit gute Tipps

  1. Beratung: Eine individuelle Beratung von einer kriminalpolizeilichen Beratungsstelle ist ein guter erster Schritt.
  2. Föderung: Einige Sicherheitsmaßnahmen sind förderfähig. Dies sollte auf jeden Fall vor der Umsetzung geklärt sein.
  3. Fachbetrieb: Bei der Sicherheit ist es besonders wichtig, dass ein Fachbetrieb über notwendige Zertifizierungen verfügt.

Mehr zu Förderungen und zur Suche nach dem richtigen Fachbetrieb gibt es unter: k-einbruch.de

 

Die vier Stufen der Sicherheit

Sicherheits-Stufe 1:

Augen auf: Ein Bewusstsein für Gefahren schafft Sicherheit

Der Schutz vor Diebstahl beginnt bei einem selbst: Schon durch eine Sensibilisierung für Gefahren und einfache Kniffe lässt sich das Risiko eines Einbruchs nachhaltig verringern.

Im Alltag: Kluges Handeln erspart unangenehme Überraschungen

  • Auf gute Nachbarschaft Wo aufeinander geachtet wird, haben es Einbrecher schwer. Deshalb ist es gut, seine Nachbarn zu kennen. So kann man sich gegenseitig helfen, etwa indem man bei Abwesenheiten auf das Zuhause des anderen aufpasst, den Briefkasten leert oder Pflflanzen wässert.
  • Alles immer fest verschlossen Vorsicht ist besser als Nachsicht. Deshalb ist es ratsam, auch beim kurzzeitigen Verlassen des Zuhauses, wie kurze Einkäufe, die Wohnungstür abzuschließen. Auch Fenster sollten gesichert und geschlossen werden.
  • Auf die Schlüssel achtgeben Seinen Schlüssel zu verlieren, kann jedem mal passieren. Wichtig ist dann, den Schließzylinder auszutauschen. Außerdem gehört der Schlüssel nur ins Haus und sollte nicht draußen versteckt werden.
  • Aufstiegshilfen vermeiden Mülltonnen, Gartenmöbel oder Leitern sollte man am besten immer wegsperren – das verhindert, dass jemand sie als Aufstiegshilfe verwendet.

 

Zeichen verstehen: Achtung, Gaunerzinken!

Früher hinterließen Einbrecher sogenannte Gaunerzinken an Gebäuden, Gehsteigen, Hausmauern oder auch Gartenzäunen. Heute verfügen natürlich auch Diebe mit Kamera und Smartphone über bessere Möglichkeiten, um zu kommunizieren. Außerdem platzieren sie Steinchen und Stöckchen an Gartentoren: Bleiben diese unverändert, zeigt dies, dass niemand zu Hause ist. Aber dass Gaunerzinken doch noch irgendwo auftauchen, lässt sich nicht gänzlich ausschließen. Hier eine Auswahl:

1) Bissiger Hund 2) Hier gibt’s was zu holen 3) Alleinstehende Person 4) Alte Leute 5) Günstig für Diebstähle

Sicherheits-Stufe 2:

Mechanische Mittel: Effektive Sicherung der Schwachstellen

Mechanische Mittel Türketten Niemanden erwartet? Mit einer Türkette hält man erfolgreich Sicherheitsabstand im Gespräch. Riegel, Schlösser und Sperren bei Fenstern und Türen können unüberwindbare Hindernisse darstellen. Besonders stark sind sie, wenn sie in Kombination auftreten.

Harte Nuss für Diebe: Im Ernstfall kommt es auf jede Minute an

Für eine grundlegende Einbruchsicherung sollten Türen und Fenster über einbruchhemmende Sicherheitsmerkmale verfügen, wie zum Beispiel Riegel oder Stützstifte. Diese können den Dieb so lange behindern, bis er entnervt aufgibt oder die alarmierte Polizei eintrifft. Der Vorteil beim Neubau: Hier kann die Sicherheitstechnik gleich mitgeplant werden. Doch auch beim Nachrüsten gibt es einige Möglichkeiten. Mechanische Hilfen sollten in privaten Haushalten mindestens über die in der DIN EN 1627 festgelegte Widerstandsklasse RC2 (resistance class = RC) verfügen.

Mehr über die DIN-Norm erfahren Sie unter: pd-h.polizei-nds.de

Tür
Stabiles Material ist die halbe Miete. Riegel und Sicherungen verhindern eine Aufhebelung. Ein Türspion sollte auch dabei sein.

Fenster
Abschließbare Fenstergriffe und Abschraubsicherungen wirken im Verbund. Einbruchhemmende Sicherheitsgläser sorgen für zusätzlichen Schutz.

Rollläden
Geprüfte Rollläden bieten Schutz, sollten aber nur nachts heruntergelassen werden, da sie tagsüber Abwesenheit signalisieren.

Seitentüren und Kellerfenster: Jede Tür, jedes Fenster zählt!

Bei der Absicherung konzentrieren sich viele Heimbesitzer auf die Haustür. Das ist zwar verständlich, allerdings sind es unscheinbare Seitentüren und Kellerfenster, die besonders schutzbedürftig sind. Hier empfiehlt sich eine Nachbesserung, idealerweise auch hier durch einbruchhemmende Türen und Fenster nach DIN EN 1627. Kellerfenster können darüber hinaus mit Gittern ausgestattet werden, zum Beispiel bei Souterrainwohnungen.

Sicherheits-Stufe 3:

Elektronische Mittel: Zusätzlicher Schutz mit einer Alarmanlage

Kein falscher Alarm: Gute Ergänzung zum mechanischen Schutz

Überfall- und Einbruchmeldeanlagen (ÜMA/EMA) sind gute Ergänzungen zu baulichen Sicherungen und bieten vielseitige Funktionen. So bestehen verschiedene Optionen der Alarmierung: Während ein externer Alarm geräuschvoll Einbrecher abschreckt, leitet ein stiller Alarm das Signal zu einer hilfeleistenden Stelle weiter. Kamera, App und Fernbedienung sind ebenfalls mögliches Zubehör.

Außenhautanlage
Alle Zugänge zum Haus werden mit Funkkontakten versehen: Ist die Anlage scharfgeschaltet, wird eine Öffnung von Fenster oder Tür sofort erkannt. Im Haus kann man sich weiterhin frei bewegen.

Fallenüberwachung
Diese wird innerhalb der Wohnung aktiviert und vor allem in besonders schützenswerten Bereichen des Heims eingesetzt – günstiger als eine Außenhautanlage.

Sicherheits-Stufe 4:

Smart-Home-Systeme: Schlaue Gadgets für maximale Sicherheit Elektronische Mittel

Anwesenheit simulieren: Immer jemand zu Hause

Smart-Home-Lösungen sind gut dazu geeignet, Anwesenheit im Haus zu simulieren. Sei es durch Rollladen- und Lichtschaltung oder durch das Abspielen von Radiomusik. Außerdem kann die kluge Technologie mit einer Alarmanlage zusammenarbeiten, indem die Anlage über eine App gesteuert wird. Ebenso können Kameras bei verdächtigen Bewegungen Bilder und Videos aufzeichnen und sie an die Bewohner senden. Im Gegenzug benötigen aber auch Smart-Home-Systeme selbst guten Schutz.

Vielzahl an Tools
Theoretisch lässt sich eine Vielzahl an Instrumenten zu einem individuellen System zusammenstellen. Eine Beratung hilft weiter.

Wichtige Updates
Regelmäßige Passworterneuerungen und Updates sind von elementarer Bedeutung.

Fotos: shutterstock (4); Polizeiliche Kriminalprävention; Agencja Fotograficzna Caro / Alamy Stock Photo

Illustrationen: C3 Visual Lab

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